Kolumbien 2023
Kolumbien zum Dritten und Panama zum Zweiten, denn von dort habe ich den Rückflug. Ich werde wohl fast die gesamte Zeit in Kolumbien bleiben. Meine Panamapläne haben sich weitestgehend zerschlagen. Das Land ist fast doppelt so teuer, und in Kolumbien gibt es für mich immer noch sehr viel zu sehen. Mit 2 Monaten wird das aber auch meine kürzeste aller Lateinamerika-Reisen.
Kolumbien ist gerade enorm angesagt, aber es werden sich immer noch Orte finden, die nicht extrem überlaufen sind.
Der Flug ging über Madrid (mit Übernachtung dort) nach Medellin. Air Europa verlangt 120 Euro für Aufgabegepäck pro Strecke. Also bin ich das erste Mal in Lateinamerika nur mit Handgepäck unterwegs. Leider hängt Kolumbien bezüglich einiger Einreisebestimmungen noch im Tiefschlaf und verlangt das Ausfüllen einer online-Erklärung aus Pandemie-Zeiten. Das wäre noch nicht mal eine allzu große Hürde gewesen, hätte ich wenigstens die Bestätigung per Mail erhalten. Die Fluggesellschaft in Zürich hätte mich ohne Nachweis nicht mitgenommen. Und so musste ich das ganze vor Ort noch einmal ausfüllen. Wieder gab es keine Antwort. Erst die Managerin gab sich dann damit zufrieden, dass ich davon einen Screenshot gemacht hatte, zum Vorzeigen beim kolumbianischen Zoll. Den hat das bei der Einreise aber nicht im geringsten interessiert. Alle haben anscheinend komplett ohne das Formular einen Einreisestempel erhalten
Medellin hat sich seit meiner letzten Reise ziemlich verändert. Das neue Hipviertel für Backpacker heißt Poblado. Ich habe zum Glück nicht dort übernachtet. Zum Glück, weil ich bei einem meiner vielen Stadtrundgänge das Viertel als grauenhaft erlebt habe: Es hat nichts mehr mit Kolumbien zu tun. In den Hipster-Cafés wird man auf Englisch angesprochen, und es erinnert vieles an beliebige Ballermann-Orte auf der Welt.
Ich bin spät angekommen in Medellín. Mit dem Flughafenbus ging es ins Zentrum, wo ich mir ausnahmsweise ein Taxi zum Hostel gönnte. Bezahlt wird in Kolumbien mit Cop’s. 1 Euro gibt ca 5000 Cop’s. Die 20-minütige Fahrt kostete 12000 Cop’s, also weniger als 2,50 Euro.
Kleiner Hinweis zum Geldabheben:
Die einzige Bank, die keine Gebühren nimmt, ist Davivienda. Trotzdem verwendet auch sie das Abzocksystem mit dem Wechselkurs. Das nutzen die Banken bestimmt seit 10 oder 20 Jahren. Aber ich Touristen erlebt, die immer noch 7 oder 8 Prozent ihres Geldes an die Banken verschenken: Der Geldautomat führt einen in Englisch oder Spanisch durchs Menu. Ganz am Schluss Fried gefragt ob man den Umrechnungskurs zur lokalen Währung akzeptieren möchte. Hier tippen viele auf „yes“, da sie davon ausgehen, dass bei einem „no“ der Vorgang abgebrochen wird. Das wird er aber nicht, sondern die Hausbank rechnet dann später um. Das war bei immer fast genau der Kurs, der auf Währungsrechnern wie „oanda“ zu finden ist. Eine bewusste Irreführung, Das fehlende Geld wäre sicherlich bei den Obdachlosen Kolumbiens besser aufgehoben, als bei den Banken.
Am nächsten Tag bin ich viel Seilbahn gefahren. Die kostet ca 80 Cent, inkl. Metro. Solange man umsteigt kann man den ganzen Tag Metro und Seilbahn für die 80 Cent fahren. Nur eine Station würde dafür den gleichen Preis kosten. Ich fand die unglaublichen Möglichkeiten die Stadt mit der Seilbahn zu erkunden, schon vor ein paar Jahren faszinierend. In der Nacht bin ich von einem Erdbeben geweckt worden. Das Bett hatte ordentlich gewackelt, obwohl das Epizentrum bei Santander lag
Am nächsten Tag wollte ich mit dem Hostel – Besitzer durch die Comuna 13 latschen, dem Viertel in dem er aufgewachsen ist, das früher zu einem der gewalttätigsten weltweit zählte und heute eher Touri-Attraktion ist. Neben den Auseinandersetzungen um die Comuna 13 bietet das Museum de Antioquia viel Hintergrund zu anderen bewaffneten Konflikten in der Geschichte Kolumbiens – von Guerilla über Paramilitärs und Drogenkartellen.










Bevor ich mich auf den Weg in ländliche, und hoffentlich friedfertige Gegenden mache, kann ich eines nicht unerwähnt lassen: Obwohl Medellín sogar von Wirtschaftsblättern als die aufstrebende Stadt schlechthin bezeichnet wird, ist eine extreme Armut der „unteren Schicht“ unübersehbar. Ich bin in einigen Tagen durch viele Stadtteile Medellíns gekommen – ob zu Fuß oder mit Öffis. Ich konnte eigentlich keinen Grünstreifen oder Brücken an vielbefahreren Straßen entdecken, auf denen oder unter denen nicht jemand vor sich hin vegetierte. Nah am Zentrum kommen nachts zudem Massen an Menschen, die sich dann auf die Straße legen. Unter einige Brücken wurden spitze Betonpyramiden errichtet, die die Menschen vom Lagern abhalten sollen. Auf meine Fragen bekam ich immer die gleiche Antwort: Die Armen werden ärmer und die Reichen reicher. Zweitens stammt ein Großteil davon aus Venezuela, die hier nicht mal ein Zeltlager haben. Geflüchtete aus Venezuela sind meistens keine politisch Verfolgten, sondern Opfer einer extremen Mangelwirtschaft, ausgelöst durch völkerrechtswidrige Blockaden des Westens. Und wieder wird mir die ganze Scheinheilgkeit unserer aktuellen politischen Debatten bewusst, die in gute und böse Kriegstreiber unterteilen… Jedenfalls ist es kein schöner Anblick selbst tagsüber bei Regen und nicht allzu hohen Temperaturen zuckende Körper auf den Straßen zu sehen, was in nahezu allen Reiseberichten fehlt.

Zu den Kosten: Benzin, Öffis und Taxis in den Städten sind extrem günstig. Eine 6-stündige Busfahrt zwischen den Städten kostet 10 bis 15 Euro. Mit den Stadtbussen, die überall halten, kann man sich für weniger als 2 Euro mind. 50 km außerhalb der Großstädte bringen lassen. Ein Essen (Fleisch, Salat, Bohnen, Reis vegetarisch eben ohne Fleisch) ist schon für 2 Euro im kolumbianischen Restaurant zu haben. Die Gringo-Restaurants liegen eher bei 5 Euro und aufwärts. In richtig fiesen Tourivierteln darf auch gerne mehr bezahlt werden. Ein Bett im Schlafsahl kostet so ab 6 Euro, der flashpacker zahlt dafür auch mal 15 Euro (Pseudo-Edelkaserne „Spotty Bogota Centro“), während Privatzimmer 10 bis 20 Euro bei Belegung mit nur einer Person kosten. Natürlich sind nach oben keine Grenzen gesetzt.

Guatape liegt ca 2 Stunden Busfahrt von Medellin. Ein kleines Dörfchen, am Rande eines riesigen Stausees. Bekannt ist Guatape durch die Nähe zum zweitgrößten frei stehenden Fels (nach dem Zuckerhut in Rio de Janeiro), und der fotogenen Aussicht von der Spitze des Felsen auf den See. Dafür strömen Touristenscharen aus Medellín, vor allem an den Wochenenden. Die meisten bleiben jedoch nur für ein paar Fotos dort. Trotz der Bekanntheit Guatapes bin ich dort für mehrere Tage geblieben und habe viele schöne, menschenleere Trekkingoptionen gefunden

















































Jardin liegt in der Zona Cafetera, auf einer Höhe von etwa 1750 Meter. Hier herrscht ein relativ kühles, nasses, und trotzdem sonniges Klima, dass sich optimal zum Kaffeeanbau eignet. Einige Trekkingmöglichkeiten gibt es rund um das kleine Dorf























Dann ist Wochenende, die Straßen füllen sich und in Jardín gibt es wohl keine einzige freie Unterkunft mehr. Massen von Kolumbianern strömen aus Medellín hierher. Wer es sich leisten kann fährt aus der Großstadt hinaus aufs Land, auch wenn es Stunden dauert. Ich hatte mich nicht rechtzeitig um eine Verlängerung bemüht, und musste daher mit einer Finka weit außerhalb leben, vom Dorf ca 1 Stunde zu Fuß bergauf. Daher habe ich mich am nächsten Tag mit einem Tross Kolumbianern per Jeep Richtung Höhle Cueva Esplendor fahren lassen
























Weiter nach Salento. Das Dorf liegt ebenso in der Zona Cafetera und ist wohl das touristische hier. Die Umgebung ist berühmt für die höchsten Palmen der Welt. Die Wachspalmen sind endemisch und Kolumbiens Nationalbank. Wie in vielen anderen Dörfchen werden außerdem verschiedene Kaffeetouren, geführte Wanderunge etc angeboten. Eine Downhillstrecke mit dem Mountainbike wird mit ca 26 km bergab als die längste Kolumbiens beworben. Da musste ich mal eine Ausnahme machen und mich dem anschließen. Für 42 Euro geht es zunächst mit dem Jeep einige hundert hm bergauf, in die Cabonera, wo die Wachspalmen noch zahlreicher und schöner sein sollen, als in dem überlaufenen Valle de Cocora. Dann werden kurz die Bikes ausprobiert. Die sind erstaunlich gut. Allein das specialized vom guide schätze ich auf etwa 4000 Euro Neuwert.






















Am nächsten Tag zu Fuß zu einer Finca, um mir die Produktion von Kaffee anzusehen



Die Bohnen an den Sträuchern werden gepflückt, sobald sie leicht rötlich sind. Sie sind kleiner und weniger zahlreich als die der Großbauern, die aber auch spritzen und düngen

Gute Erde

Natürlicher Insektenschutz gegen kleine Mücken, die in Bohnen kriechen. Ein Alkohol-Wurmblutgemisch macht die Mücken orientierungslos, und sie landen anschließend im Wasser


Aus der Wurmeerde tropft das Blut der verendeten Würmer, das obigen Insektenschutz dient


Mehrere Kompostbehälter, in die je nach Reifungsprozess die Erde umgeschichtet wird

Die Bohnen werden getrocknet, gepellt und grob aussortiert.Ein Wasserbad hilft die hohlen Bohnen von den guten zu unterscheiden.Weggeschmissen wird kaum was. Frische Pelle wird mit den Würmern vermischt, der Kaffee weist am Ende unterschiedliche Qualitäten auf. Angeblich wird der Robusta hauptsächlich in Brasilien angebaut, in Kolumbien in erster Linie Arabica. Seit einiger Zeit gibt es eine neue Züchtung, deren Namen ich vergessen habe und die hier auch zu einem kleineren Teil angepflanzt wurde.

Für den Eigenbedarf werden die Bohnen einfach in eine gußeiserne Pfanne geschmissen und so geröstet. Gemahlen wird mit einer großen Handmühle. Ich konnte mich anschließend davon überzeugen, dass das sicher einer der besten Kaffees ist, gegen den all unsrere tollen Importbohnen – trotz Auswahlverfahren und moderner Röstereien – wie Plörre schmecken.



Ein paar km zurück ins Dorf geht es zu Fuß oder für ein paar Cent mit einem der vorbeifahrenden Jeeps

Ein Ausflug ins Valle de Cocora, das touristisch sehr gut erschlossen ist. Es gibt dort einen ausgeschilderten Wanderweg. Vom Marktplatz aus fahren die Jeep Willys, als Sammeltaxis genutzte Jeeps aus dem 2. Weltkrieg. Im Bild die Sicht vom Trittbrett aus, auf dem weitere 3 Personen Platz finden, wenn innen alles voll ist. Die Fahrt dauert ca eine halbe Stunde für 1 Euro oder 1,50?


Der Weg ist etwas matschig, am Vortag war eine Fahrt ins Valle nicht möglich, da ein Erdrutsch die Straße blockierte. Der Rundweg dauert 3 bis 5 Stunden.










Kolibris gibt es einige zu sehen, die sich aber leider nicht so leicht mit der Handykamera ablichten lassen.

Die meisten Besucher kommen wegen der Wachspalmen


Salento ist unter kolumbianischen Touristen, als auch unter Backpackern sehr beliebt. Von letzteren bekomme ich mit wie schön das Nachbardorf sein soll. Dieser „Geheimtipp“ steht aber auch schon in einigen Reiseführern, und es ist erstaunlich wie schnell sich dieser Tipp herumspricht. Fast Jeder scheint nun plötzlich Salento den Rücken zukehren zu wollen und sich ins nahezu „unberührte“ Filandia aufzumachen. Um mal zwischendurch sich um kaum was kümmern zu müssen, auf eigene Faust die Natur zu erkunden und für abwechslungsreiches Essen, von vegan bis zur Pizzaria, fand ich Salento nicht schlecht


Wieder einen kompletten Bustag weiter liegt die Tatacoa – Wüste. Am nächsten dran befindet sich das kleine Villavieja. Nach einigen Stunden im Bus, geht es für einige km mit dem Motorrad-Taxi über kleine matschige Pfade, bis schließlich der Fluß noch mit dem Boot Überquert wird.

Das Dorf hat nichts besonderes, wie ich finde. Klar, es ist hier extrem heiß. Viel Tourismus gibt es hier noch nicht. Dafür bieten sich viele Bewohner als Tourguide an. Um zu den schönen Stellen in die Mitte der Wüste zu kommen, wäre es zum Laufen viel zu weit. Es hat mich dann ca 15 Euro gekostet, mich mit dem Motorrad zu den besten Ausgangsplätzen bringen zu lassen, von wo aus ich dann alleine loslaufen konnte. Das hat den ganzen Tag gedauert.

Ein Teil der Wüste ist relativ grün, mit einigen Schluchten versehen.

Es wird aber hauptsächlich in die graue und in die rote Wüste unterschieden. Das ist der graue Teil.



Die rote Wüste ist noch interessanter. Allerdings war es mittlerweile mittags, lange Wanderungen bei 40 Grad im Schatten (bloß eben ohne Schatten), kaum erträglich. Den Wasserbedarf hatte ich unterschätzt.











In einem anderen Teil der grauen Wüste sind durch Regen bizarre Figuren entstanden. Wenn es regnet , dann extrem. Dann führt häufig kein Weg in die Wüste oder hinaus.








Mitten in die Wüste wurde ein Schwimmbad gepflanzt, nach dem anstrengenden Tag hatte ich nichts dagegen.

Nach dem kurzen, aber sehr schönen Aufenthalt in der Wüste dauerte die Weiterfahrt nach Bogota erneut ca 7 Stunden. Ich war ja schon mal in Bogota und musste dort diesmal wieder hin, um in ein paar Tagen die Gegend um San José del Guaviare zu erkunden. Ein Busticket hatte ich mir schon vorher online besorgt, denn die Samana Santa, die Osterwoche stand an. Dann wird es fast überall voll in Kolumbien. Aber noch hatte ich ein paar Tage Zeit. Von Bogota aus werden extrem teure Tagestouren nach Zipaquira angeboten. Dort befindet sich die größte Salzkathedrale der Welt.

Ich habe mich für ein paar Euro mit lokalen Bussen dorthin fahren lassen. Das ist nicht einfach und dauert. Ich habe in Zipaquira übernachtet und so die Gelegenheit gehabt mir den schönen Ortskern in Ruhe anzusehen, bevor ich am nächsten Tag zur Kathedrale gelaufen bin

Der Eintritt kostet fast 20 Euro. So viel Geld zahle ich normalerweise nicht für eine Sehenswürdigkeit. Aber dann eben doch ausnahmsweise …

Die riesigen, unzähligen Gewölbe, alle aus Salz, sind schon beeindruckend.Die Kathedrale hat nur knapp den Sprung unter die neuen Weltwunder verpasst. Die bunte Illumination empfinde ich eher als störend, wie auch in so manchen Tropfsteinhöhlen










Es wird einiges geboten, u.a. eine dramatische Kinodarbietung

Und sogar ein Konsumtempel mit Andenken, Café und überirdischen Preisen. Das hätten sie besser alles draußen gelassen




Insgesamt habe ich dort bestimmt 5 Stunden zugebracht. Im Eintrittspreis ist ein Audioguide enthalten, auch auf deutsch, mit etwa 25 Stationen.

Weiterfahrt nach Suesca. Meine Unterkunft mit Panoramablick. Das Privatzimmer kostet 8 Euro

Suesca ist sicherlich noch ein Geheimtipp für Kletterer. Die 50 Meter hohen Felsen entlang einer alten Bahnlinie bieten alle Schwierigkeitsstufen. Unter Kolumbianischen Kletterern ist Suesca zwar nicht unbekannt, ausländische Touristen habe ich aber nahezu keine gesehen

Die Osterferien und das dadurch blöde Vorausgebuche machen mich unflexibel. Und so war die Zeit zu knapp eine Seilschaft zu finden. Das Klettern musste ausfallen. Stattdessen habe ich mir ein Fahrrad ausgeliehen. Der Deal für eine Tagesleihe war im Ort ein paar Kleinigkeiten daran reparieren zu lassen. Der halbplatte Hinterreifen hat die Luft nur ca 200 Meter gehalten. Bis ins Dorf musste ich noch ca 2 km Schieben. In der einzigen Fahrradwerkstatt stellte sich dann heraus, dass der Schlauch komplett neu musste. Der Ladenbesitzer hat dann noch schnell 2 Speichen zentriert, die beiden Bremsen nachgestellt und auf meinen Wunsch das Lenkkopflager nachgezogen. Das alles ging blitzschnell und hat mich 3 Euro, inkl. Trinkgeld und neuem Schlauch gekostet.

Einen wirklichen Weg gibt es entlang der Gleise nicht. Hier heißt es über Gleisschotter fahren oder schieben. Die Hälfte der ca 2 Stunden am Gleis musste ich schieben. Auf den Kartenapps lässt sich kaum erkennen ob der Weg in eine Sackgasse, oder später wieder an eine Straße führt. Ein Einheimischer war der Meinung ein Rundweg sei möglich, aber nicht ganz sicher


Nach einiger Zeit werden rechts die Felsen kleiner und links zeigt sich eine tiefe, steile Schlucht

Noch später tauchen die ersten Häuser, bzw. dem Anschein nach, Millionärs-Villen auf. Nach dem Fotografieren mache ich mich lieber aus dem Staub, um nicht als Gegenleistung zum Kurier umgeschult zu werden

Irgendwann konnte ich tatsächlich die Gleise verlassen, das Fahrrad eine Böschung hochtragen und auf der Straße zurückfahren. Theoretisch, denn nach 100 Metern war der Hinternreifen erneut platt. Nun hieß wieder schieben, noch 6 km, davon viel bergauf. Die Straße war so gut wie nicht befahren. Von der handvoll Anwohner hatte niemand eine Luftpumpe. Am Ende, als die Siedlung bei Suesca wieder zu sehen war, entdeckte ich dieses paar Schuhe über der Hochspannungsleitung. Dorthin hätte ich auch gerne das Schiebrad befördert. Suesca liegt übrigens auf ca 2600 hm über dem Meeresspiegel

Guatavita liegt auf dem Weg zurück nach Bogotá und auf ca 2700 hm. Zeit für einen Stop von ca 3 Stunden, bevor ich den nächsten Bus nach Bogotá nehme. Die Ureinwohner, die Muiscas, erzählten sich Geschichten über Gold, das auf dem Grund der nahen Lagune liegt. Die Spanier vermuteten daraufhin hier El Dorado zu finden und haben über viele Jahre gebuddelt wie die Gestörten, auch in den Nachbargegenden und rund um die Kathedrale

Guatavita ist ansonsten eher für seine Architektur bekannt.


Der angrenzende See ist riesig, aber es gibt wärmere Jahreszeiten


Ein paar km weiter hat ein Deutscher ein Duplikat des Hauses am Edersee errichtet und es Casa Loca genannt. Ob es der gleiche Besitzer ist, weiß ich nicht. Die Kolumbianer haben mir erzählt, er verdiene Unsummen mit Touristen aus Bogotá und wäre schwer reich

Impressionen aus candelaria, dem angesagten Touri-Viertel in Bogotá. So schön einige Straßen der Altstadt auch sind, für mich hat sich das Viertel seit meinem Besuch zum Negativen verändert. Die üblichen Folgen des Massentourismus. Das Verkehrsnetz hier ist, nebenbei, dafür völlig unorganisiert. Was in Medellín gut funktioniert, bekommt die Hauptstadt nicht ansatzweise hin. Das Busnetz versteht keine Sau, nicht einmal die Einwohner Bogotás selbst. Ich habe versucht vom Bus Terminal in die Innenstadt zu kommen. Gut, das versucht hier kaum ein Tourist, die lassen sich alle mit dem Taxi durch die Gegend fahren. Ich bin extra zur nächsten Hauptstraße gelaufen, um irgendeinen Bus Richtung Innenstadt zu finden. Von etwa 20 Befragten konnte mir am Ende nur einer die richtige Busnummer nennen. Es scheint als führen die Menschen hier niemals mit Öffis in die Stadt. In den ersten Bus habe ich es dann bis zum Drehkreuz geschafft. Die Fahrer hier nehmen kein Bargeld mehr an. Man braucht eine Plastikkarte, die es nicht in oder bei den Bussen zu kaufen gibt. Zum Glück sprang sofort eine Frau auf und zahlte für mich mit ihrer Karte. Natürlich habe ich ihr das Geld wieder gegeben. Aber manchmal bin ich froh dass Deutschland den Entwicklungs- und Schwellenländern in vielen Dingen hinterherhinkt… Mit den Trans Millenium Bussen wurde es noch schlimmer. 5 befragte Menschen, 10 verschiedene Richtungen

Es werden mittlerweile Fruchttouren angeboten. Ich hatte schon so unendlich viele unbekannte Früchte in Südamerika gegessen, da wollte ich noch mal genauer wissen, was ich da verzehrt habe. Einige der ca 25 Früchte durch die wir uns hindurchgefuttert oder getrunken haben, kannte ich gar nicht. So günstig und lecker komme ich so schnell nicht wieder an Vitamine. Man findet sie in Massen, in den riesigen Markthallen Bogotás.


Fahrt mit der Standseilbahn auf den Monserrate, Hausberg von Bogotá.


Von der Aussichtsplattform

Weit hinter der Aussichtsplattform

Müllberg unter dem Baum weggeschnitten

Mit der Seilbahn wieder zurück. Beide Fahrten zusammen kosten gut 5 Euro


Nachdem ich schon mal im Goldmuseum war, habe ich mir dieses Mal das Botero Museum angesehen. Der Eintritt zur Ausstellung Kolumbiens berühmtesten Künstlers ist kostenlos. Botero sieht seine Mitmenschen augenscheinlich so ähnlich wie Manfred Deix. 2 Auszüge daraus sollen hier reichen. Im Bild der Präsident, wenn er auch nur entfernt an Olaf Scholz erinnert

Die first Lady. A.L. Baerbock gar nicht mal so unähnlich

In der Nacht dann sollte es mit dem Bus Richtung San José del Guaviare gehen. Der Ort ist unter den Backpackern gänzlich unbekannt. Bei großen Teilen der Kolumbianer ist er als Kriegsgebiet gefürchtet, obwohl San José eigentlich längst befriedet ist. Zur Guerillaorganisation FARC, den paramilitärischen Aktivitäten, sowie denen von offiziellem Militär und Kartellen später noch ein paar Sätze mehr. Das ganze Umland lässt sich wohl immer noch nicht sicher bereisen, ist aber auch schwer zu durchdringen. San José liegt am Rand von Amazonien, als Tor zum Chiribiquete, einem zum größten Teil völlig unerforschtem Urwald. Die Umgebung San José´s, die schon erforscht und zum Teil etwas touristisch erschlossen ist, bietet vor allem eine unglaubliche Artenvielfalt und kleine Naturwunder. Wie schon erwähnt, durfte ich erwarten dass zur Osterwoche fast alle schönen Orte überquellen werden. In San José del Guaviare hingegen gibt es zu den Naturwundern fast nur in den Ferien überhaupt Touren. Denen musste ich mich anschließen, da die touristische Infrastruktur hier noch kaum entwickelt ist. Am Ende hat sich diese Überlegung als völlig richtig herausgestellt. Doch zunächst musste ich die grauenvolle Nachtfahrt hinter mich bringen. Tagsüber dauert das ganze ca 10 Stunden, nachts nur 7. Kleine, sehr enge Sitze, eine Klimaanlage, die einen niemals gesund ankommen lassen kann und eine Ankunft um 5:30 morgens, an einem staubigen Platz ohne Busbahnhof. Es gibt hier kaum Hostels, ich hatte mir ein Airbnb gebucht (wovon es auch kaum welche gibt), musste aber noch etwas warten bis zum Einchecken. Der Bus war rappelvoll und ich der einzige Gringo. Der Ort selbst ist unspektakulär, mit schnurgeraden Straßen und extrem heiß, auch nachts kühlt es kaum ab. So war es auch zu erwarten.
Ich durfte gegenseitig 7 Uhr einchecken. Leider konnte mir aber niemand Auskunft über eine Tour oder besser einen individuellen Transport geben. Anscheinend haben alle Touristen ihren kompletten Aufenthalt mitsamt Touren pauschal über das Internet vorab gebucht. Danach hatte ich mich auch erkundigt. Es ist aber schon schwer genug überhaupt eine Antwort zu bekommen. Von einer einzigen Agentur bekam ich zwar Vorschläge, aber für viel zu viel Geld und als Privattour. Mir den Transport mit Anderen zu teilen, war so nicht möglich. Es gibt einen Miniflughafen, wo nur Ein paar Propellerflugzeuge aus Bogota landen. Die wenigen Touristen reisen fast alle mit dem Flugzeug an. Im Flughafen fand ich schließlich zwei Kolumbianer, die, nach vielen Telefonaten, mir einen Mitarbeiter einer örtlichen Agentur besorgten. Schließlich konnte ich mich an 4 verschiedenen Tagen anderen kolumbianischen Touristen anschließen


Noch am selben Tag fuhren wir weit mit dem Jeep raus, um dann Richtung los tuneles zu laufen. 1-2 Stunden eher Savanne

Dann ein paar kleinere Felsen

Flor del Guaviare, ausschließlich hier vorkommend und streng geschützt

Dann tauchen die ersten Tunnel auf. Höhlen und Gänge, die alle ohne menschlichen Eingriff entstanden sind

Die ersten Felsmalereien. Einige der Malereien zeigen längst ausgestorbene Tierarten. Demnach müssten manche davon vor 12500 Jahren auf den Felsen verewigt worden sein. Die Entdeckungen wurden erst vor einem Jahr als Sensation gefeiert. Der größte zusammenhängende Teil erstreckt sich über 12 km, tief im Dschungel von Chiribiquete. Es ist der Wissenschaft bisher noch nicht gelungen viele der Zeichnungen anders als durch Drohnenaufnahmen zu analysieren. Zu weit oben und unzugänglich. Schon jetzt ist klar dass die Erforschung noch Generationen dauern wird, und noch viele weitere Malereien unentdeckt sind. Vermutlich handelt es sich um die größten Felsmalereien weltweit und es wird darüber diskutiert ob die Erstbesiedlung Amerikas viel früher stattgefunden hat als bisher angenommen. Hier, in der Serrania de la Lindosa, wurden sie erst entdeckt, nachdem ein Friedensabkommen mit der FARC vereinbart werden konnte.


Alles ist im Dschungel etwas größer, auch diese Heuschrecke

















Knoten in der Wurzel








Die Tagestouren dauern oft von 6/7 Uhr morgens bis 18 Uhr abends. Meine längste Tour führte zu den rosa Flussdelphinen. Allein die Fahrt mit dem Speedboot auf dem Fluß erstreckt sich über 100 km (eine Strecke) und ist entsprechend anstrengend

Tief im Busch geht es dann zu Fuß durch dichten Urwald, bevor man durch Felder läuft, die zu einer Finca gehören. Vor kurzem wurde hier noch Koka angebaut. Um die Weiterverarbeitung zu Kokain (in hier leicht zu versteckenden Laboren) zu verhindern, wurde der Anbau verboten. Die Finca lebt anscheinend ganz gut mit dem noch spärlichen Tourismus, der ab und zu ein Boot aus San José hierher bringt.

Über sehr enge Flüsse ging es weiter bis zur Lagune, in der sich viele der Delphine tummeln.


Endlich durften wir ins Wasser springen. Die ganzen Stunden zuvor durfte niemand Sonnencreme oder Mückenschutz auftragen, um die Delphine nicht zu kontaminieren. Die sind übrigens nur am Bauch rosa. Meistens sieht man sie nur kurz auftauchen, wie hier. In der Zeit ist es sehr schwer ein Foto zu machen. Mit der wasserdichten Kamera sind mir noch ein paar mehr gelungen. Die Delphine stupsen einen auch mal gerne an. Wir sind ca 8 Personen auf dieser Tour, zum Glück ist das noch keine Massenveranstaltung und die Tiere frei


auf dem Rückweg


Die 2 Hunde der Finca sind uns und dem Boot ca 2 Stunden durch den Dschungel gefolgt



Nach vielen Tierbegegnungen, insbesondere vielen weiteren Affen, waren wir wieder am Fluss, und es ging die 100 km (2einhalb Stunden) wieder zurück

Am nächsten Tag warteten die größeren Felsmalereien



auch hier wieder viele Tunnel, Gänge und diese große Höhle. In dieses Gebiet darf man ohne indigenen Guide nicht hinein. Wir wurden von der Frau immer mal wieder aufgefordert ruhig zu sein, um den für sie heiligen Ort wert zu schätzen, was ich nicht schlecht fand

Eine sehr große Höhle mit vielen Fledermäusen



Nach der Höhle mussten wir uns wegen der Fledermäuse die Hände desinfizieren. Vermutlich sollen wir keine weiteren Zoonosen in die Außenwelt tragen. An diesem Tag bin ich dafür ziemlich zerstochen worden. Innerhalb der indigenen Zone darf weder Sonnen -, noch Mückenschutz aufgetragen werden. Den richtigen Zeitpunkt vorher habe ich verpasst

Ein super Ausblick über den Regenwald. In der Ferne liegen der Amazonas und Brasilien








Neuer Tag, andere Umgebung

Wieder Tunnel





Wir haben später auf einer Farm zu Mittag gegessen. Dazu gehörte ein längerer Vortrag vom Besitzer. Der hat nämlich auch früher Koka angebaut und erklärt wie aus den harmlosen Pflanzen ein Teufelszeug entsteht. Zunächst wird aus dem Saft der Blätter eine Paste hergestellt, unter Hilfe verschiedener Chemikalien. Benzin ist davon noch die harmloseste. Das Kokain benötigt weitere Chemikalien. Wie ich früher schon berichtete, hatte u.a. Bayer damit Geschäfte gemacht. Das Problem ist, so der Bauer, dass mit den riesigen Verdienstmöglichkeiten zu viele Interessen geweckt werden. Neben den Konzernen verdienen ganze Regierungen am Kokain – Geschäft. Die Guerilla hatte hier vieles unter Kontrolle, wenn auch autoritär. Dann kamen die Paramilitärs um das Geschäft zu übernehmen und alle anderen. Irgendwann hat wohl Jeder auf Jeden geschossen. Auf Druck der USA und mit deren Geld wurde ein Gesetz zur Vernichtung aller Koka-Pflanzen erlassen. Das Militär kam mit Hubschraubern, gleich 6 auf einmal haben auf den Bauern und alle die um ihn herum hier leben Glyphosat verklappt, um die Ernte zu vernichten. Wie in vielen anderen Gebieten der Welt gibt es auch hier eine gehäufte Anzahl von fiesen Erkrankungen und Fehlbildungen, die selbstverständlich nichts mit dem Pestizideinsatz tun haben. Es gibt kaum sinnvolle Alternativen zum Anbau von Koka, das nicht nur eine große traditionelle Heilpflanze ist, sondern auch auf fast jedem Boden gedeiht. Ein anderer Kolumbianer hat mir das alles noch mal bestätigt. Er arbeitet hier für eine Menschenrechtsorganisation und betreut Opfer der Auseinandersetzungen, traumatisierte Menschen aus allen Lagern, nicht nur aus der Guerilla. Er betonte auch noch mal, dass auch vielen Kolumbianern in den Städten nicht klar sei, dass die Guerilla hauptsächlich aus der Landbevölkerung entstand und hier hat oder hatte fast jeder mindestens einen aktiven Verwandten in der FARC. Die Erpressung eines Landes und sämtliche schmutzige Geschäfte, durch die USA, multi-nationalen Unternehmen etc, die tausende Male geleakt und bewiesen wurden, bei uns aber als Verschwörungstheorien abgecancelt oder im besten Falle ignoriert werden, bekommt man hier durch Betroffene bestätigt. Um noch mal den Bogen zu unserer Naivität zu schlagen: In Europa leben wir in einer Blase. Ganz Südamerika betrachtet den Ukraine-Krieg von zwei Seiten, weiß nicht nur aus eigener Erfahrung nur zu genau um die Mitschuld des Westens daran, und weigert sich daher, wie der größte Teil der Welt, Sanktionen gegen Russland mitzutragen. Es wird halt immer schwerer eine einseitig diktierte Weltordnung durchzusetzen. In den Nachrichten werden eigene Themen behandelt, ob Friedensgespräche hierzulande, Flutkatastrophen oder bevorstehende Vulkanausbrüche, von all dem wir wiederum nichts mitkriegen. Die Bauern hier haben das Gefühl, dass für die großen Geschäfte den einfachen Menschen die Existenzgrundlage entzogen wird. Der Drogenhandel geht trotzdem weiter und die Großen lässt man laufen. Am neuen, schmutzigen Geschäft sind wir alle beteiligt: Wie in vielen anderen Regionen der Welt, ist hier jetzt der Anbau von Palmölpflanzen der Klimakiller Nr 1. Immer mehr Urwald fällt dem Zeug zum Opfer, es steckt mittlerweile überall drin, nicht nur in der Nahrung, und wo es wächst gedeiht nichts anderes mehr…


Bizarre Felsen und Wurzeln



Auf dem Felsen hat sich ein Termitenstamm ein Nest gebaut. In dem Trichterförmigen Gebilde sind Bienen eingezogen

Die 3 kleinen Racker aus der Nähe


Ein Fels, der wie ein Riesenpilz aussieht


La Puerta del Orion. Natürlich das Fotomotiv schlecht hin





Ein langer Weg durch die Savanne. Dieser Tag ist landschaftlich extrem abwechslungsreich

Und führt auch noch zu Tranquilandia. Der Fluß färbt sich sich (wie der bekannte Cano cristales) im Winter, also Juli, August, knallrot. Die Steine soll man jetzt nicht betreten. Die kleinen, jetzt noch nicht sichtbaren Pflänzchen geben dem Fluß später die Farbe


Und zum Schluss die Laguna negra. Ich habe noch nie während einer so kurzen Fahrt so viele verschiedene Vögel und Tonnen von Schildkröten sehen können. Nicht in Costa Rica, im teuersten Nationalpark oder irgendwo anders. Nach den ersten 50 Metern Schildkröten habe ich aufgehört zu fotografieren. Während der Mittagszeit sitzen sie nahezu auf jedem herumtreibenden Ast. Viele Vögel ließen sich mit meiner Handykamera nicht so gut fotografieren. Ich wäre nur gerne noch viel langsamer als mit dem Motorboot unterwegs gewesen.















Noch eine Nacht im Bus zurück nach Bogotá, und am nächsten Tag nach San Andres. Um günstige Flüge zur fast weit entferntesten Insel von Kolumbien zu finden, hatte ich lange gesucht und weit im Voraus gebucht. San Andres liegt ca 150 km vor Küste Nicaraguas. Ich hatte den Flug eigentlich schon so gut wie mit ultraair gebucht, dann war plötzlich der Preis höher, und ich mich daher dann für Latam entschieden. Das war mein Glück, denn kurze Zeit später hat ultraair Konkurs angemeldet, um die Regierung zu erpressen, die einen Zusammenschluss mit Avianca nicht zulassen wollte, wegen Kartellbildung (so ein Kolumbianer zu mir). Schadensersatz gibt es hier nicht und nun ist es auf San Andres für die Jahreszeiten ungewöhnlich leer. Vor dem Abflug ist eine Gebühr für die Region San Andres zu entrichten.

Ich wollte aber noch weiter, denn bekanntlich ist ja das Gras auf der anderen Seite des Zaunes immer grüner. Also mit der kleinen Propellermaschine nach Providencia. Das drittgrößte Barriereriff der Welt umgibt die beiden Inseln. San Andres ist flach und es kommen viele Kolumbianer zum feiern und zum zollfrei einkaufen hierher, natürlich auch zum tauchen. Providencia ist viel bergiger, ruhiger naturbelassener etc
Die Bevölkerung von Providencia spricht creole, also den Mix aus afrikanischen Sprachen und englisch (in anderen Karibikstaaten auch afrikanisch und französisch). Natürlich sprechen sie auch spanisch, fühlen sich aber nicht unbedingt mit Kolumbien verwurzelt. Providence ist als Inselnamen hier geläufiger als Providencia.
Ende 2020 zog Lota über San Andres und Providencia. Vom dem Hurrican am stärksten betroffen wurde Santa Catalina, eine kleinere Insel, die angeblich einst von Käptn Morgan durch Kanonenbeschuss von Providencia getrennt wurde. Die beiden Inseln verbindet nun eine Brücke. Die Infrastruktur Santa Catalinas wurde zu 100 Prozent zerstört. Das Auge des Hurrikans der Stufe 5 befand sich nur wenige km entfernt. Providence betraf es zu 98 Prozent. Es wurde vieles wieder aufgebaut. Aber es sind auch noch viele Ruinen zu sehen.

Providencia ist um einiges teurer als das Festland. Entsprechende Hostels mit Schlafsählen sucht man hier vergeblich. Hier habe ich mir eine der günstigsten Unterkünfte der Insel genommen, die mit 24 Euro pro Nacht trotzdem ein extrem gutes Preis – Leistungsverhältnis hatte. Ein neuwertiges Appartement, mit großer Küche, Klimaanlage, 5 Minuten zum besten Strand der Insel, und einem sehr freundlichen Vermieter. Um viel Geld zu sparen und gegen den Trend mit den vielen kleinen Plastikflaschen mit Trinkwasser, hat er mir ein 20 Literfass für 2 Euro besorgt. An 3 Tagen habe ich mir seinen Motorroller ausgeliehen und damit sämtliche Strände der Insel erkundet. Mit etwa 15 Euro pro Tag war der Scooter noch etwas günstiger als das was die meisten auf der Insel dafür verlangen


Weiße Strände gibt es einige

Und viele Leguane


Als auch Riesenmuscheln, wenn sie auch nur noch spärlich einzeln am Strand zu finden sind


Das Leben auf Providencia fühlt sich fast so paradiesisch an wie auf den Fotos. Letztendlich sind diese Fotos zwar auch ein wenig gefaked, denn natürlich kann der Betrachter die brennende Sonne oder die Sandfliegen nicht nachspüren. Aber ich habe hier keine riesigen Müllberge, Menschenmassen, Hotelbunker etc ausgeblendet


Die Brücke zwischen Providencia und Santa Catalina. Ab hier dürfen keine Motorräder oder Autos fahren


Hinter der Brücke links geht es zum Felsen Morgańs Head. Ich hatte zudem versucht die Insel zu durchqueren. Nach ein paar hundert Metern traf ich aber auf einen Anwohner, der mir erklärte, dass das seit dem Sturm nicht mehr möglich sei, nicht einmal mit der Machete.







Für Providencia hatte ich 10 Tage. An einem davon schloss Ich mich einer Bootstour mit Schnorcheln an (etwa 20 Euro). Im Bild das Gesicht von Morgan mitten im Fels.

Die Farbe des Wassers ist im Original sogar noch klarer, noch kräftiger, da ich für das Einstellen im www die Qualität der Fotos stark reduzieren muss


Die meisten Strände haben ein bis zwei kleine Restaurants. Es sieht also nicht überall so leer aus. Meistens dröhnt aus diesen den ganzen Tag Musik. Ich finde man muss nicht jeden ruhigen Ort, und jegliche Naturgeräusche, wie Meeresrauschen, permanent übertönen. Aber immerhin ist die Insel sehr reggaelastig, und ich muss selten den unsäglichen Reggaeton ertragen. Der ist in ganz Kolumbien, sowie in weiten Teilen Südamerikas seit Jahren so angesagt, dass er fast ausschließlich gespielt wird. Man kann im Bus sitzen, den ruhigsten Ort Kolumbiens zur Übernachtung wählen, am Strand hängen oder auf dem höchsten Gipfel: Garantiert kommt irgendjemand mit Handy oder Schlimmerem um so laut wie möglich andere mit Reggaeton zu quälen. Musik ist Geschmackssache und sei jedem vergönnt. Ich liebe Musik. Gerade Lateinamerika hat extrem viel in diesem Bereich zu bieten. Aber Reggaeton ist für mich keine Musik. Obwohl der Name etwas anderes suggeriert, kann ich nicht im entferntesten Reggae daraus entnehmen. Basis ist ein immer gleich bleibender, monotoner, computerproduzierter Stampfrhythmus, der eher was militärisches hat. Dazu ertönt ein meist computerverzehrter Gesang, der sich dadurch blechern anhört. Jedes Lied klingt so ziemlich gleich. Man braucht also weder musikalisches Talent, noch irgendeine Ausbildung um Reggaeton zu erzeugen. Es sei aber noch mal erwähnt, dass Südamerika große, handgemachte Musik und Musikstile hervorgebracht hat und der Reggaeton aus Puerto Rico stammt (oder doch aus Wuhan?)

- An verschiedenen Tagen haben mich ein Tagesausflug mit dem Boot, bzw ein recht flacher Tauchgang zu verschiedenen Stellen rund um das schöne Riff gebracht. Dort hat das Meer besonders satte Farben.








Eine Wanderung zum höchsten Punkt der Insel. Der Weg ist einfach zu finden. Ein Guide ist aber Pflicht. Der kostet etwa 15 Euro. Rauf dauert es schnellen Schrittes etwa 90 Minuten, runter vielleicht 60. Dabei sind ca 350 Höhenmeter zu überwinden.

Von diesen Dornenbüschen gibt es sehr viele. Die Dornen selbst sind bestimmt 5 cm lang. Aber man sollte sie nicht einmal berühren. In ihrem Inneren leben kleine Ameisen, die sehr viel Schmerzen verursachen können

Es liegen hier noch viele umgestürzte Riesenbäume. Nach dem Hurrikan war auch viel von der Vegetation zerstört. Die Inselbewohner bauten im Landesinneren einige Stationen für Setzlinge, um diese anschließend auszuwildern. Dieser Baum hat einfach im Liegen neue Wurzeln gebildet















Es finden sich noch viele schöne Korallen hier. Im Vergleich zu früheren Tauchgängen in Indonesien, ist die Vielfalt aber nicht ganz so ausgeprägt. Der Hurrican hat wohl einiges vernichtet und die weltweite Korallenbleiche soll es auch hier geben.






die Sichtweite ist aber schon ernorm





Wahrscheinlich im Mai beginnt die große Krabbenwanderung. Dann laufen ungezählte schwarze Krebse aus den Bergen Richtung Meer zur Eiablage. Die Jungtiere folgen ihnen später zurück. Die Einwohner berichten davon, dass dann über Wochen viele der Häuser von Krebsen bedeckt sind, wie andernorts vom Schnee. Einige Straßenanschnitte sind während dieser Zeit gesperrt (es gibt nur eine um die Insel führende Straße und wenige kleine Nebenstraßen)


Früh morgens musste ich zurück nach San Andrés, wo ich fast 12 Stunden Aufenthalt hatte. Also schnell Gepäck im Flughafen weggeschlossen, die paar Minuten zum Strand gelaufen, und für ca 14 Euro einen Ganztagesausflug mit Boot gebucht. Die Ausflugsziele sind immer gleich, besonders zu den zwei kleinen vorgelagerten Inseln. Das Ganze ist eine totale Massenabfertigung. Es werden hunderte Menschen in kleine Boote gestopft.

Die postkartenmotivwürdige Insel ist dann natürlich überlaufen. Zum Schnorcheln war das nichts

Das Meer vor der nächsten Insel nennt sich „Aquarium“. Es ist deutlich zu sehen warum. Ein sehr breiter Streifen mit hüfthohem Wasser und angefütterten Fischen verspricht Massen an Fisch und Mensch. Ich bin aus Versehen unter einer Absperrung hindurchgetaucht. Die hatte irgendein Tourveranstalter hier gespannt, um auf engsten Raum dutzenden Touristen einfache Fischsichtung zu bieten, einen harmlosen Katzenhai eingeschlossen (Bild unten). Natürlich bin ich gleich verscheucht worden. Das Verhältnis Natur/Mensch ist hier so ungünstig, dass es auf der kleinen Insel am Nachmittag nicht genug Stehplätze gibt! (Kein Witz, davon habe ich leider, bzw zum Glück kein Foto). Im hüfthohen Wasser kann man aber zur nächsten Insel laufen, die kaum weniger überfüllt ist.


Die vielen Leguane zu beobachten fand ich hingegen nicht schlecht, auch wenn die an einer Stelle der Insel gefüttert werden und von hier nicht weg können


Wer auf der Suche nach Motiven für Angeber-Fotos ist, wird bei der San Andres Tour sicher fündig. Wer auf der Suche nach albtraumartiger Massenabfertigung ist und Ruhe und authentisches Naturerlebnis hasst, ist hier auch richtig aufgehoben.
Ein kleiner Zeitsprung: Abends landete ich in Cartagena. Ich war schon zweimal dort. Die Altstadt ist bestimmte nach wie vor sehenswert, aber der Tourismus wird immer mehr. Mit ihm ziehen die altbekannten Probleme ein. Andere, weniger empfindliche Reisende sind davon auch schon angenervt. Nach einer Nacht in der Nähe des Flughafens nahm mich nochmal 7 Stunden Busfahrt in Kauf um schließlich die restlichen Tage in Palomino zu verbringen. Der kleine Ort an der Küste ist seit Jahren eine Backpacker Enklave. Vor 5 Jahren war ich einige km in Dibulla, das noch sehr viel ruhiger ist. Trotzdem ist auch Palomino zum Erkunden der Umgebung noch ok. Ich habe mich aber dem Partytrubel entzogen und lieber am anderen Ende des Dorfes übernachtet


Die Hauptattraktion ist Tubing, also das sich treiben lassen auf dem Fluss von Palomino. Vor einigen Jahren hatten sich mal ein paar Touristen einen LKW Schlauch geschnappt, sind den Weg parallel des Flusses hochgelaufen und flussabwärts bis zur Mündung ins Meer gefahren. Je nach Strecke dauert das bis zu zweieinhalb Stunden. Einheimische haben daraus ziemlich schnell ein Geschäft gemacht. Jetzt ist Tubing nur noch mit Guide erlaubt, obwohl ein Verlaufen, selbst ein gefährliches Kentern nur schwer möglich ist. Ich verstehe auch hier das Gewinnstreben. Ich habe mir das Tubing dann auch gegönnt. Aber natürlich geht nicht nur Geld flöten, sondern auch ein Teil der Freiheit. Ich hatte 2018 schon erwähnt, dass das Gebirge im Hintergrund, die Sierra Nevada, das höchste Küstengebirge der Welt ist. Es wird hauptsächlich von 2 Stämmen bewohnt. Die Ureinwohner sind es auch, die einen Teil des Geldes für Besuche ihres Territoriums oder ihrer Dörfer einbehalten.

Ich habe den Guide vorweg treiben lassen und mich an der Ruhe und der Natur erfreut. Man muss zwischendurch sehr genau navigieren, sonst bleibt man stecken. Der Fluss führt noch sehr wenig Wasser, obwohl die Regenzeit schon begonnen hat. Dadurch ist aber deutlich weniger Tourismus in Palomino

Am nächsten Morgen habe ich mich zum höchsten Punkt in der Nähe Palominos aufgemacht. Ohne Wolken kann man die schneebedeckten Berge sehen, während man sich hier kaputt schwitzt. Wegen der Wolken habe ich nur die Seite zum Meer fotografiert



Wie in Dibulla und vielen anderen Orten der Küste, endet hier ein Fluss im Meer. Das ergibt Bademöglichkeiten im Süß-und Salzwasser. Aber auch hier ist Schwimmen im Meer kaum möglich und verboten, weil die Unterströmung schon zu viele Opfer gekostet hat. In den Wellen planschen oder surfen ist kein Problem.


Eine lange, staubige Straße führt bis zum Strand. Hier reihen sich kleine Restaurants, Schmuckverkäufer, Bars etc. aneinander. Es gibt internationale Küche. Palomino befindet sich auf dem Scheideweg zwischen restlichem Hippie-Flair und flashpackenden Feierbiestern, und wird wohl irgendwann betuchtere Touristen beherbergen. Ich habe diese Entwicklung schon dutzende Male an vielen Stellen der Welt beobachtet und darüber berichtet. Als ich an einem Nachmittag die Straße hinunter gelaufen bin, dachte ich bei dem vielen Gedröhne aus unterschiedlichen Musikboxen: Das auch hier permanent der Reggaeton wummert, wundert mich nicht, aber das wäre genau der passende Ort um mich mit „Hotel California“ zu nerven. Am Abend war es dann tatsächlich so weit, und nur ein paar Hütten weiter bretterte der Südstaatensong „Sweet Home Albama“. Alte Klassiker, aber ich will verdammt sein, das ist Kolumbien! Vielleicht doch lieber Reggaeton…

Ausflug zur Quebrada Valencia. Von Palomino aus werden auch Touren dorthin angeboten. Das ist aber nicht nötig. Von der Hauptstraße aus fahren Busse für wenig Geld Richtung Osten oder Westen entlang der Küste. Die werden einfach herangewunken, und es lassen sich damit einige weitere Strände oder Trails erkunden. Die Quebrada ist ein ein kaskadenartiger Wasserfall, zu dem man noch etwa eine halbe Stunde von der Hauptstraße aus läuft. Es ist auch hier vorab ein schmaler Betrag als Eintritt zu bezahlen



Der Wasserfall ist ist wesentlich steiler, als auf dem Foto anzunehmen. Der Wasserstand ist aber auch hier extrem niedrig. Auf dem Rückweg habe ich mich noch mit jemanden fast eine Stunde unterhalten, der gerade mit großen Säcken Baumrinde, einer Machete und seiner kleinen Tochter unterwegs war (aus der Rinde stellt er eine Arznei her). Er hat im Grunde bestätigt was mit einem Ort geschieht, der sich durch den Tourismus mehr und mehr verändert. Er meinte dass in Palomino Verrückte rumrennen. Ich kann das nicht bestätigen, mir aber gut vorstellen, dass zu anderen Zeiten die Stimmung durch viel Alkohol oder Drogen unangenehm werden kann. Er sagte auch, dass es so wie gar nicht mehr vorkommt, dass jemand stehen bleibt und sich mit ihm unterhält, zumindest keine Touristen. Es gäbe Tage wo nicht genug Essen auf den Tisch käme, er sei aber froh hier zu leben, frei von Pestiziden und Umweltverschmutzung…
Seit Cartagena war mir aufgefallen, dass die Küstenstraße und auch Orte wie Barranquilla und Santa Marta extrem vermüllt sind. Aus den Autofenstern fliegt immer wieder Plastikmüll. Überhaupt gibt es weiterhin extrem viele kleine Plastiktüten und Plastikflaschen, wie wohl in den meisten Ländern. Es wird auch viel mehr geflogen als früher. Ein Großteil der Touristen verzichtet nicht auf Inlandsflüge, sondern kürzt mit dem Billigflieger ab. Das betrifft alle Generationen, hauptsächlich aber die Jüngere, die gefühlt 90 Prozent der Backpacker stellt. Und trotzdem kann ich mir nicht anmaßen für Umweltverschmutzung ein anderes Land zu kritisieren. Erstens bin ich während meiner Reise Teil dessen, und zweitens komme ich aus einem Land, das Müll trennt und gleichzeitig mit seinem aggressiven Kriegskurs an der Spitze der Klimakiller steht. Grund: Korruption, was sonst?

Ein weiteres Hostel, eine Stunde Busfahrt näher an Santa Marta gelegen, von der Stadt, von der ich aus am nächsten Tag nach Panama fliegen sollte. Die Lage ist sehr schön, wenn auch etwas sehr gut besucht…


Im Hostel liegen Informationen zu einigen Wanderungen aus. Eine davon führt durch den Fluss bis zum Meer, was mehrere Stunden dauert und anscheinend so selten begangen wird, dass das Personal dazu nichts weiter sagen kann. Es wird beim letzten Abschnitt vor Kaimanen gewarnt, mit der Empfehlung am Ende Straße zu laufen, oder weit rechts am Flusslauf zu gehen. Letzteres ist aber kaum möglich, da die Ufer völlig zugewachsen sind. Es bleibt also kaum eine andere Möglichkeit als durch die Sandbänke zu waten, auf denen die Viecher gerne regungslos auf ihre Beute warten. Mich würde es auch nicht wundern wenn die Kaimane absichtlich im letzten Abschnitt angesiedelt wurden, da dieser im Tayrona Nationalpark liegt, und man sich durch den Fluss den Eintritt sparen kann…


Am Ende ein leerer Sandstrand. Der Strand auf der anderen Seite ist durch ein Luxusanwesen gesperrt. Gesetze, dass der Strand generell nicht privatisiert werden darf und öffentliches Eigentum ist (wie z.B. in der dominikanischen Republik), gibt es in Kolumbien leider nicht.

Und ganz am Schluss nicht der schönste Strand, aber er liegt direkt am Flughafen von Santa Marta. Man checkt ein, geht zur Tür raus und steht am Strand, wo bis zum Abflug gebadet werden, oder bei den Straßenhändlern ein Kaffee für 15 Cent getrunken werden kann. Schade, dass ich jetzt nach Panama fliege, denn

Oh, wie überteuert ist Panama!
Eine SIM Karte am Flughafen soll für ein paar Tage Internet schon 30:Euro kosten. Die bleibt schon mal da wo sie ist. Eigentlich ist die Währung Panamas der Balboa. Den gibt es aber nur noch als Münzen, als Wechselgeld. Ansonsten spielt sich alles in US Dollar ab, den gibt es auch nur am Geldautomat. Hier nimmt schon mal jede Bank über 6 Dollar Gebühren, bei einem Maximalbetrag von 250 Dollar. Ein Taxi kann ich mir hier nicht leisten, nach einer Weile habe ich aber herausgefragt wie ich mit der Metro in die Stadt komme. Die ist mit ca 80 Cent pro Fahrt erfreulich günstig, aber nicht gut ausgebaut, und meistens muss man doch noch einiges zu Fuß laufen. Mir ist sofort der Unterschied zu Kolumbien aufgefallen. Die Menschen hier erinnern mich viel mehr an Europa, als an Südamerika. Schon in der Metro starrt jeder auf sein Handy, scheint bedrückt, in Gedanken, oder überarbeitet. Zur Rush Hour drückt sich eine rücksichtslose Masse durch die Türen, erstmal Anderen aussteigen lassen – Fehlanzeige. Nach einer Nacht im Schlafsaal, die mich für gleiche Qualität in Kolumbien wohl nur ein Drittel gekostet hätte, habe ich mich gleich mit Metro und einem Mini-Bus Richtung Valle de Anton aufgemacht. Der Bus kostet 4,50 Dollar für 3 Stunden Fahrt und ca 300 Haltestellen.

El Valle wird als weltgrößter bewohnter Vulkankrater beworben. Ich wollte in den wenigen Tagen nicht noch länger Bus fahren, es gibt hier einiges zu wandern, und el Valle zählt noch nicht zu den allerersten Anlaufstellen der Massen. Das wären sicherlich die San Blas Inseln, die überall als die Trauminseln schlechthin beworben werden. Doch dafür sind die Preise so extrem gestiegen, dass ich allein daher nicht mehr dorthin muss. Und die paradiesischen Islande haben einige Haken, die in den meisten Reiseberichten unerwähnt bleiben: Die Ureinwohner, denen die Inseln gehören, bestimmen einfach mal kurzfristig welcher Tourist auf welche Insel darf, die dann sogar manchmal Stacheldraht durchtrennt ist, da sich die Paradiesbesitzer auch nicht immer einig sind. Also Valle de Anton.Auch hier sind die Preise für Unterkünfte und Essen extrem teuer. Ich habe mir mein Frühstück im Hostel selbst zubereitet und mir abends eine Pizza zum mitnehmen gegönnt, um die Steuern zu sparen, die zusätzlich auf die überhöhten Preise aufgeschlagen wird. Das wird sie dann aber trotzdem. Eine italienische Pizza, die zwar so aussah, aber nicht so schmeckte, kostet 12,50, Dollar, und damit sogar mehr als bei uns! Touren sind gar nicht zu bezahlen und die Preise fernab aller Logik.
Aber es geht ja auch noch ohne:

Verschiedene Wege führen rund um den Krater. Der am besten vermarkteste ist la India dormida. Ein Fels, der an eine schlafende indigene Frau erinnern soll. Hier werden 2 Dollar Eintritt verlangt, die man umgehen könnte. Diesen Weg habe ich nun einiges verlängert, und bin etwa ein Dreiviertel um auf dem Kraterrand gelaufen, mit viel bergauf und bergab.


Der Ort liegt auf 600 Meter über dem Meeresspiegel, der Kraterrand bis etwas über 800 Meter. Trotzdem ist das Wetter tropisch, nachts kühlt es kaum ab, und in der Sonne zu laufen ist sehr anstrengend








Zwischendurch bin ich noch zu einem Fluss gelaufen, um dort zu baden. Ein einfacher Fluss mit wenig Wasser, eine gute Abkühlung, landschaftlich absolut nichts besonderes. Es werden aber 2 Dollar Eintritt verlangt. Wenn ich schreibe, dass Panama völlig überteuert ist, meine ich damit nicht, dass es nicht schön ist. Valle de Anton ist ein hübsches Dorf mit guten Trekkingmöglichkeiten. Aber die Preise für Essen habe ich ja schon erwähnt. Das beliebteste Hostel hier verlangt für eine Übernachtung im 27 Betten Zimmer! 15 Euro. Geschlafen wird in dreigeschossigem Betten, wo mich keine 27 Pferde rein kriegen würden. Mussten sie auch nicht, das Hostel war ausgebucht. Nur 50 Meter weiter habe ich für den selben Preis im 10 Bett Zimmer übernachtet, aber alleine. Andere, wesentlich beliebtere Regionen sind noch mal um einiges teurer. Panama hat nach meinen Recherchen wunderschöne Ecken, so auch hervorragende Tauchspots. Aber ich habe nichts gesehen, das es nicht irgendwo anders in Südamerika gäbe, für viel weniger Geld. Und betrachtet man den kläglichem Mindestlohn, die hohen Lebensmittelpreise, die Steuern, die meistens nochmal oben drauf geknallt werden, und die Steuern, die Superreiche aus aller Welt nicht bezahlen, dann stimmt hier irgendwas nicht. Erinnert sei an die geleakten Panama-Papers, durch die neben 1000 Deutschen weitere internationale Promis ihr Geld versteckt haben, u.a. der „Diener des Volkes“, Multimillionär und Präsident der Ukraine, Selensky.
Panama wird von vielen Reisenden gemieden, die direkt von Costa Rica nach Kolumbien fliegen. Aber ich finde dass auch Costa Rica überbewertet ist. Panama und Costa Rica haben eines gemeinsam: In beiden Ländern haben sich viele US-Amerikaner niedergelassen, davon viele Rentner, die eben auch einige Dollar mitbringen

Zurück in der Hauptstadt. Hier kommen für mich nur noch Schlafsäle in frage. Die Preise sind mir einfach zu hoch. Jetzt ist nicht nur hier so, dass Pandemie und Inflation gnadenlos ausgenutzt werden. Zum Vergleich: An der Spitze der teuersten Schlafsaalburgen steht die Selina-Kette. Die macht ein wenig auf Schickimicki, pfercht die Gäste aber wie in Obdachlosenunterkünften zusammen. Ein Bett im großen Schlafsaal, deren Bettenanzahl nicht mal odefiniert ist, kostet hier 30 Euro. In Berlin verlangt das selbe Unternehmen 70 Euro. Vor etwa 3 Jahren konnte man noch viele Hostels für 10 Euro finden. Hier scheinen die meisten Hostels fast nur Frühaufsteher zu beherbergen. Denn alles muss wohl in der Nacht raus, um die Tour zu den San Blas Inseln zu erwischen. Ich bin froh mich dagegen entschieden zu haben

Kleiner Abstecher in die Altstadt. Übernachtet habe ich hier nicht, wäre mir zu viel Trubel


Die letzten Tage habe ich in der City verbracht und ein paar Ausflüge gemacht. Ohne Taxis bezahlen zu müssen bleibt nur die spärlich ausgebaute Metro. Das Busnetz ist genauso unübersichtlich wie in Bogotá. Deshalb habe ich in 3 Tagen wohl keinen Touristen gesehen, auch nicht in der Metro. Zur Station musste ich jedesmal ca 15 Minuten laufen. Es gibt nur 2 Linien hier. Die eine bringt einen nach Albrook, den größten Bus Terminal. Von dort habe ich versucht zum Soberania Nationalpark zu kommen, hier wohl nicht besonders bekannt, doch manchmal als einer der weltbesten Wälder zur Vogelbeobachtung beschrieben. Dazu später mehr. Denn in die Richtung fährt nur eine Buslinie, nach Gamboa. Meine Suche war erst ergebnislos, dann sagte mir ein Busfahrer, der Bus fahre nur am Wochenende. Ich hatte mehrmals nachgefragt. Schließlich fand ich tatsächlich eine kleine Bude wo Info drauf stand. Erst sagte mir die Schalterdame es fahre kein Bus dorthin. Erst nach ein wenig nerven kam heraus dass der Bus nur in der Woche fährt. Der nächste erst um 12. Das wäre mir viel zu spät gewesen. Ich ließ mir dann die Uhrzeiten für den nächsten Tag aufschreiben und habe mich auf den Weg Richtung parque metropolitana gemacht. Eine Art Stadtwald, mir vielen Tierarten und nicht eingezäunt. Schließlich habe ich auch dorthin einen Bus gefunden. Der Eintritt kostet 4 Dollar. Alle Wege zusammen belaufen sich auf ca 3 Stunden wandern bei 33 Grad im Schatten. Die frühen Vögel waren schon längst alle weg. Es gibt einen kleinen Teich mit Wasserschildkröten


Die Art nennt sich gato….., also irgendwas mit Katze


Einige Brüllaffen hatte ich noch gehört und gesehen. Früh morgens sollen sich hier u.a. einige Tukane tummeln. Anschließend hieß es wieder lange auf den Bus warten. Die Touristen, die heute hier waren haben sich alle ein Taxi oder Uber bestellt

Warum ich Panama wohl nicht mehr bereisen werde anhand eines Tagesablaufes:
Der erste Bus Richtung Soberania soll ja um 8 fahren. Also laufe ich die 15 Minuten zur Metro. Von der Endstation sind es noch mal ein paar Minuten. 5 Minuten vor 8 erreiche ich das kleine Info Häuschen und frage noch mal nach dem richtigen Bussteig. Die Schalterdame sagt mir, dass es jetzt keinen Bus nach Gamboa gibt. Daraufhin erkläre ich ihr, dass mir erst gestern jemand gesagt hat… – sie unterbricht mich „ ja,ja, um 8 Uhr. Sofort renne ich dorthin, stehe vor verschlossener Schranke, denn man muss eigentlich eine weitere Magnetkarte kaufen, um die Steuern für den Busbahnhof damit zu bezahlen. Dafür habe ich keine Zeit mehr. Ein Sicherheitstyp will mich wieder wegschicken, aber jemand anderes springt für mich ein und bezahlt mit seiner Karte, ohne das Geld wieder haben zu wollen. Schon vor ein paar Tagen ist mir das gleiche im Bus passiert. Die einzelnen Menschen hier sind extrem hilfsbereit, bleiben stehen und erklären, auch wenn sie eigentlich keine Zeit haben.
Gamboa ist völlig tot. An der Hauptstraße finde ich einen kleinen Supermarkt. Gegenüber liegt der Panama-Kanal, eingezäunt, und sich parallel zur Hauptstraße bis in die Stadt hinziehend (und natürlich weiter). In dem Supermarkt erwerbe ich ein Snickers für 2,15 Dollar, also 2 Euro. Dieser Knallerpreis ist wohl der Freihandelszone mit der USA geschuldet, oder den viel kürzeren Transportweg, verglichen mit Deutschland? Oder einfach wieder ein Sonderpreis für Ausländer? Egal, ich will es gar nicht wissen. Das bleibt sowieso meine einzige Nahrung bis zum Abend.
Im Hostel hatte ich zuvor nach dem Weg hierher gefragt. Die wissen aber über Soberania weniger als ich und rufen eine Reiseagentur an. Der Typ am Telefon empfiehlt sogleich eine Bootstour von Gamboa. Da es ja vor Ort nichts gibt, sollte ich dorthin fahren und mich per WhatsApp melden. 2 Stunden auf dem See und Fluss soll 50 Dollar kosten, ohne Nahrung, und ohne zu wissen was mich wirklich erwartet. Ich habe dann nachgefragt, ob es nicht einen Rabatt gäbe, falls es weitere Touristen gäbe. Seine Antwort war nein, und er hat sich nicht mehr gemeldet. Es hatte sich aber für mich eh erledigt.
Noch mal 2 km bei 33 Grad und praller Sonne auf der Straße spaziert, führt ein Forstweg in den Wald. Hier beginnt die Pipeline Road. Nach langer Recherche hatte ich herausgefunden, dass dieser 8 km lange Weg nichts kostet. Nach 2 km gibt es nämlich einen Abzweig zu einer Art Park. Dort steht ein Aussichtsturm, und es gibt einen 2 km langen Rundweg. Ausländer bezahlen dort 30 Dollar, Einheimische 12. Zwei verschiedene Preise sind in Panama keine Seltenheit. Gerade hier muss ich die Frage nach dem warum stellen. Das Argument jeder in Europa wäre pauschal reicher, hat sich allein wegen der Preise hier erledigt. Egal, ich hätte auch die 12 Dollar nicht bezahlt, und immerhin ein paar Brüllaffen gehört und gesehen, sowie ein paar Kapuzineraffen. Die frühen Vögel hatten sich weitestgehend verzogen. Die häufig vorkommenden Faultiere sind wohl durch ihre Bewegungsarmut schwer zu erkennen.

ich laufe also die Straße zurück nach Gamboa, beobachte den Panama-Kanal durch den Zaun und warte ca 90 Minuten auf den Bus. Im kleinen Supermarkt erzählt mir wieder jemand, dass angeblich kein Bus fährt. Nach wiederholter Nachfrage dann aber doch, so ca ab 13 Uhr…

Ich lasse mich auf halber Strecke nach Panama City in der Nähe der Plantation Road rausschmeißen. Kennt natürlich keiner, aber es gibt ja noch das Telefon mit den offline maps, ohne das ich kaum noch reisen könnte….




Noch ein paar Kapuziner-Affen, und ein Wasserloch in der Nähe, in das ich kurz reinspringe. Es ist eigentlich abgesperrt, denn zu Zeiten mit mehr Wasser werden hier für das Baden 2 Dollar verlangt, zusätzlich zu den paar Dollar Eitritt (oder A-Tritt?), ein paar hundert Meter entfernt, der großzügigerweise in der Trockenzeit entfällt.

Am Ausgang zur Hauptstr. wird per Schild vor Tierwanderungen gewarnt. Das hält natürlich niemanden vom Rasen ab. Ein ganzes Rudel Gatos springt über die Straße, später folgen ein paar Affen. Ich kann das in Ruhe beobachten, denn ich warte schon seit mehr als einer Stunde auf den Bus. Hundert Meter weiter, am Eingang der Plantation Road, stehen zwei Polizisten mit Motorrädern und unterhalten sich gerade mit einem Autofahrer. Ich hatte gerade in die Runde nach dem nächsten Bus gefragt. Vielleicht gegen 18 Uhr war die Antwort um 14 Uhr. Aber der Privatfahrer könne mich nach Panama City fahren, praktisch als „Uber“. Ich habe die Privattaxi-App noch nie benutzt, aber heute morgen am Busbahnhof mal die Preise nach Gamboa gescheckt. Der Fahrer nennt mir natürlich nicht seinen Preis, sondern fragt mich wieviel ich zahlen möchte. Ich erkläre ihm, dass ein Uber vom Busbahnhof nach Gamboa nur knapp 5 Dollar kostet. Daraufhin verlangt er mindestens 15 Dollar, für die halbe Strecke! Natürlich ist das hier Wucher, interessiert aber die Polizisten nicht, die sich übrigens mit der Buszeit geirrt hatten, nachdem ich ihnen erklärte, dass laut Bewohner von Gamboa dort ein Bus um 15 Uhr losfahren soll.
Gegen 15 Uhr 30 kann ich dann endlich einen Bus heranwinken. In den 90 Minuten zuvor hat nicht ein Auto angehalten. Die vorbeifahrenden waren fast alles „Kanalarbeiter“, fast jeder davon hat einen riesigen Geländewagen unter dem Hintern. Die lassen sich natürlich nicht mal mit der Aussicht auf ein paar Dollar stoppen…
Genau genommen war das kein schlechter Tag. Ich habe mir wieder mal bewiesen, dass man sich nicht wie eine Melkkuh vor sich hertreiben lassen muss. Ich bin letztendlich zu meinem Ziel gekommen und bin gereist und mal wieder gegen den Strom geschwommen. Ich bin nicht bedroht oder beraubt worden. und die meisten Menschen hier (die nicht direkt mit dem Tourismus zu tun haben) sind freundlich und hilfsbereit. Und trotzdem bleibt der üble Beigeschmack, dass das individuelle Reisen so nicht sein darf. Zumindest wird es einem in Kolumbien wesentlich einfacher gemacht, und das Reisen ist viel günstiger. Also muss ich mir überlegen, ob Panama außergewöhnliche Sehenswürdigkeiten aufweist, die nirgendwo anders in der Welt zu finden sind, die gehobene Preise und (versuchte) Einschränkungen in der Bewegungsfreiheit rechtfertigen könnten. Da bin ich mir nicht sicher, aber ich glaube, dass dem nicht so ist, und werde beim nächsten mal lieber die komplette Zeit in Kolumbien verbringen.


für weniger betuchte Menschen muss es grotesk wirken, dass viele ihrer Landsleute für eine Tasse Kaffee so viel Geld ausgeben wie für 6 Metrofahrten zusammen. Die Metro in Panama hat dafür kaum Sitzplätze, benötigt aber komplett alle Stehplätze zur rush hour. Einiges in Panama hat mich an Hong Kong erinnert. Wahrscheinlich aber soll es mehr wie New York wirken. Es gibt hier sogar einen „trump tower“. Also all das was der Mensch nicht braucht, Ich bin mir aber sicher, dass es mindestens einen gibt, für den ein Betonklotz „the most beautiful tower in the world“ ist, für andere sollen Albträume, Hässlichkeit und Verbrechen ja äußerst anziehend wirken…

Ich fände es eine richtig gute Idee Handys in öffentlichen Verkehrsmitteln zu verbieten. Aber jemanden in der Metro zu sagen, er dürfe sich nicht unterhalten, da er sonst meine Gesundheit gefährde, habe ich noch nicht gewagt. Und vor allem stellt sich die Frage: Wer in Panama verdient sich seine Cappuccinos mit Werbeplakaten, die Fahrgäste ausgerechnet mit einem Clockwork – Orange – Verschnitt maßregeln sollen?

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