Mittelamerika 2024
Mexiko
… Und vor allem die Halbinsel Yucatan im Süden Mexikos, mit den vielen Maya-Pyramiden ist längst nicht mehr das Backpacker-Land.
Aber die günstigen Flüge ins ehemalige Fischerdorf und der heutigen Millionenmetropole Yucatans, Cancun, sowie die Nähe zu Guatemala, gaben dann doch den Ausschlag. Wenn man nicht gerade last Minute Flüge mit einer deutschen Charter Fluggesellschaft findet (im mittlerweile sehr beliebten Januar kaum möglich), bleibt meistens nur ein Zwischenstop in den USA oder in Kanada. Die USA scheiden immer noch aus, solange sie immer noch Reisende mit Transitverboten belegen, die Einreisestempel von Kuba im Pass haben.
Kanada verlangt leider auch ein Transitvisum. Obwohl mir gerade Kanadier erzählt haben, dass sie umgekehrt in Deutschland ohne einreisen durften. Nachdem ich es nun bis Cancun geschafft habe, darf ich resümieren, dass die Fluggesellschaft kleinste Fehler im Visumsantrag mit Nichtmitnahme bestraft, aber in Kanada, im kompletten Transit, niemand danach fragt.
Ich hatte bei meinen ersten Reisen nie einen Fuß in die Hotelzone Cancuns gesetzt. Doch jetzt habe ich hier 3 Nächte eingeplant. Im Nachhinein war es auch wie erwartet: Grässliche Hotelburgen, viele US-Amerikaner, die z. T. nur für ein Wochenende, sowie Berge von Dollars hierher fliegen (Preise entsprechend). Aber die Stadt Cancun finde ich auch nicht viel angenehmer und fast genauso teuer. Hier hatte ich einfach 2 Tage Baden und Strand, um den Jetlag etwas abzufedern.

Der Flieger musste enteist werden und hatte damit zusätzliche Verspätung gesammelt





Im Bus war ich der einzige Gringo. Ich hatte nach der billigsten Variante gefragt, dafür ein paar abschätzige Blicke geerntet, aber nur die Hälfte bezahlt (7,50 Euro). Die Fahrt in der 2. Klasse hat kaum länger gedauert als die mit dem first class Bus. Dafür habe ich ein paar mehr Dörfer gesehen und nicht im Gefrierschrank sitzen müssen. Schon etwas außerhalb des Stadtkerns ist plötzlich alles voller Straßenhunde, ärmlichen Behausungen und ein vielfaches an Müll als vor 15 Jahren.










Palomitas und
Maya für uns alleine.

Ich wollte eigentlich keine Maya Pyramiden auf Yucatan mehr besichtigen, da ich die wichtigen schon alle gesehen hatte. Ek Balam ist schnell und preiswert zu erreichen (colectivo). Der Eintritt ist mit ca 25 Euro aber alles andere als günstig.
Ich werde zur Geschichte der Maya und ihrer Religion nicht viel schreiben. Das würde den Rahmen sprengen und ist überall nachzulesen. Es ist aber nach wie vor spannend vor den Pyramiden und Tempeln zu stehen und ein paar Informationen dazu zu bekommen. Eine Führung hatte ich hier aber nicht mitgemacht.
















Am nächsten Tag wurde mein Fleisch stark herunter gekühlt, denn ich fuhr 6 Stunden mit dem first class Bus zur Laguna Bacalar. Wer es geschafft hat dem endlos kalt – regnerischen deutschen Winter zu entfliehen. darf sich durch den inflationären Gebrauch von Kältepumpen wie zu Hause fühlen..


Der Hauptort, mit den meisten Unterkünften, heißt Bacalar und liegt nicht mehr weit weg von der Grenze nach Belize.
Wenn es noch eines weiteren Beweises für den rasanten Ausverkauf von Abenteuer, Entdeckertum und „chilligen“ Plätzen bedarf, dann ist das Bacalar. In vielen Reiseberichten aus dem letzten Jahr und selbst aktuell unter den Backpackern wird der Ort als eine Art Geheimtipp und natürlich „amazing“ gehandelt. Aber wenn sich so etwas verbreitet dauert es heutzutage nur wenige Wochen um den Ort wie andere Touristenmagnete zu verändern. Die Preise ziehen in kürzester Zeit an, und es wird entsprechend voll. Ich habe hier jeden Tag bei Mr. Taco gegessen. Dort konnte ich für 5 Euro satt werden. Eine Pizza im Restaurant ist hier für 20 Euro erhältlich! Ich möchte hier nicht Weihnachten oder Ostern landen. Natürlich hieß es jetzt schon nur noch in sehr einfachen Schlafsälen zu übernachten. Das schöne Wasser hier hab ich trotzdem genossen:











Belize

Ich hatte mir in Belize einiges vorgenommen. Dazu zählen vor allem die Karibik Strände mit dem zweitgrößten Korallenriff der Welt und dem berühmten blue hole. Aber alle günstigen Unterkünfte sind ausgebucht. Mindestens 50 Euro für die Übernachtung liegen weit außerhalb meines Budgets. Die Lebensmittelpreise sind noch etwas höher als in Mexiko, und die Tauchgänge sogar teurer als damals auf den Galapagos Inseln.
Noch einigermaßen günstig ist es in San Ignacio. Das liegt schon an der Grenze zu Guatemala. Um dort hin zu gelangen buchen die meisten ein shuttle für 60 bis 70 Euro. Ich hatte mich für die Öffis entschieden. Ein Colectivo bringt einen nach Chetumal. Dort brauchte ich ein weiteres Colectivo bis zu dem Mercado Nuevo, wo die typischen Belize-Busse warteten. Für etwa 4 Stunden Fahrt bis Belize City im beengten Klapperbus musste ich 10 Euro bezahlen. Der hat zwischendurch an der Grenze gewartet. Dort knüpft einem Mexiko 35 Euro Ausreisegebühr ab, von der nichts auf irgendwelchen Seiten des auswärtigen Amtes etc steht, und die sowieso schon im Flugpreis enthalten sein sollte. Ich habe aber später gehört dass es anderen auch so ging. In Belize City musste ich in einen anderen Bus umsteigen und noch etwa 2 Stunden fahren.
Es heißt Belize City wäre häßlich und gefährlich. Mein erster Eindruck kann das nicht bestätigen. Eine Übernachtung dort hätte ich mir trotzdem nicht leisten können. Die Atmosphäre ist eine ganz andere als in Mexiko. Es wird ein schwer verständliches Englisch, bzw creole gesprochen.


„Nur Gott weiß ob ich zurück komme“ steht groß auf dem Rückspiegel.

Mit jemandem aus dem Hostel hatte ich mich Richtung ‚black rock lodge“ aufgemacht. Ohne eigenen Transport ist es sehr schwer dorthin zu kommen. Wir hatten es geschafft einige km zu trampen. Dann lagen 12 km staubige Piste vor uns, wo kaum ein Auto fuhr. Für ein paar km haben wir einen lift bekommen. Das meiste mussten wir jedoch laufen. Dort angekommen gibt es einen ausgeschilderten Trail zu einem Aussichtspunkt, der nichts kostet!!! Das Foto oben zeigt den Weg dorthin



















Guatemala
Belize kostet ebenfalls kein Eintritt, aber dafür 40 Belize, bzw 20 Americanos Ausreisegebühr. Nach Guatemala darf ich noch für lau.
Ziel ist Flores, eine Mini-Insel in Petén. Absolut auf dem Gringo-Trail, denn Flores ist der beliebteste Ausgangspunkt für die berühmten Tikal Pyramiden. Natürlich werden in San Ignacio grenzübergreifende shuttles angeboten. Ich bin aber lieber für 5 Euro mit dem colectivo zur Grenze gefahren. Dort hieß es der Abzocke und den Lügen von Geldwechslern und Taxifahrern zu widerstehen. Ein paar hundert Meter gelaufen und schon fand sich eine gute Möglichkeit zum Geldwechseln, sowie ein Mini-Bus nach Flores. Natürlich waren im Bus wieder keine Touristen anzutreffen, und er hielt alle paar Meter. Aber die 2 bis 3 Stunden Fahrt kostete 40 Quetzales, knapp 5 Euro. Der Fahrer hatte mir erst einen höheren Preis genannt. Nachdem ich beobachtete wieviel die anderen bezahlten, gab er mir das korrekte Wechselgeld mit den Worten: „jetzt hast du genauso viel bezahlt wie die anderen“.
Bei dem Quetzal handelt es sich übrigens um einen seltenen, bunten Vogel, der auch das Wappentier Guatemalas ist. Bei den Mayas stand auf das Töten des Quetzal die Todesstrafe.
Der Währung Quetzal gilt als eine der ältesten Währungen der Welt. Der größte Geldschein ist der 200er und entspräche einem Wechselkurs von etwa 50 Vollmeisen, sofern wir eine eigene Währung hätten, die immer noch im Verhältnis von 1:2 zum Euro stünde.
Die Tour nach Tikal wollte ich nicht nochmal machen. Aber den Dschungel trek zu El Mirador, einer der höchsten Pyramiden der Welt (manche sagen es wäre die Höchste), hatte ich in Betracht gezogen. Aber durch den vielen Konsum von Straßenfood habe ich davon Abstand genommen. Die 5 Tage Trekking hätten außerdem 300 Euro gekostet. Nachdem ich mitbekommen habe, dass sich manche Touristen dort mit dem Helikopter hinbringen lassen, war das Interesse auch nicht mehr ganz so groß. Außerdem ist Tikal mit 62 Metern gegenüber den 70 Metern nicht viel kleiner.





















Semuc Champey – außen hui, innen pfui








Außer der Höhlentour hatte ich noch etwas tubing mitgemacht. Für die Höhle ist ein guide Pflicht. Alleine hätte ich den Weg aber auch nicht gefunden. Nur mit einer Kerze ausgerüstet muss ein Teil der Höhle schwimmend zurück gelegt werden.









Antigua erreichte ich nach ca weiteren 9 Stunden Fahrt. Die schöne Kolonialstadt ist wohl eine der beliebtesten Guatemalas. Natürlich hat sich gegenüber meiner letzten Reise hierher einiges verändert. Touren werden überall angeboten. Bei meiner ersten Reise hierher gab es noch kein einziges Tuktuk. Jetzt ist alles voll davon, und die Dinger nerven enorm. Von mir aus sollten sie die Stadt komplett von Fahrzeugen freihalten.











Die Vulkan Tortur
Die Tour auf, oder in die Nähe des Fuegos ist eine der beliebtesten Wanderungen in der Nähe von Antigua. Schließlich gibt es auf der Welt nicht so viele aktive Vulkane wo man so nah an den Kraterrand kommt. Mit der günstigste Anbieter, den ich gefunden habe, nimmt für die 2-Tagestour 300 Quetzales, also etwa 37 Euro. Hinzu kommen ca 13 Euro als „Nationalpark-Gebühren.“ Dazu geht es zunächst per Minibus (bei uns waren 15 Touris in der Gruppe, manche hatten doppelt so viele) zum Fuß des Vulkans Acatenango. Man muss seinen eigenen Rucksack mitschleppen. Der ist gefüllt mit möglichst vielen warmen Klamotten, etwa 5 Liter Wasser, wovon jeder später 1 Liter an die guides zum Kochen abgeben muss. Dazu kommt ein Lunch – Paket (im Preis enthalten), eine warme Jacke, 1 Mütze und Handschuhe. Die Jacke, die ich mitschleppen musste konnte ich später nicht schließen, wegen kaputtem Reißverschluss.
Ich habe mir, wie die meisten, noch für 60 Cent einen Wanderstock geliehen.
Für die nächsten Stunden sind 1200 Höhenmeter zu überwinden. Es ist zum Teil sehr steil und immer staubig und sandig. Die größte Herausforderung ist aber erstmal die dünne Luft. Unser Ziel, eines der Basecamps, liegt auf 3650 Meter Höhe. Für mich aber schlimmer sind die Massen an Menschen, die Staub aufwirbeln und mir oft den Weg versperren. Später entschädigt dafür immer wieder eine wunderbare Aussicht.





Wir sind oben beim Camp angekommen. Das habe ich nicht fotografiert. Es besteht nur aus einer Bretterbude auf einem schmalen Grad. Es gibt ein hautenges Matratzenlager für uns 15. Dort liegen dicke Schlafsäcke und Kopfkissen. Die beiden guides haben eine eigene Bude. Es gibt nur ein Plumpsklo und keinen Tropfen Wasser. Natürlich sind alle vollgeschwitzt und von oben bis unten voller Staub. Nachts hatte ich immer noch etwas gefroren. Auch beim Schlafsack ließ sich der Reißverschluss nicht schließen. Gewaschen werden die Dinger wohl nicht allzu häufig. Wo denn auch, es gibt hier ja kein Wasser, und wohl jeden Tag übernachtet hier jemand. Gut, dass ich immer mein Inlay dabei habe.
Von hier oben haben wir eine fantastische Aussicht auf den Fuego, der immer wieder ordentlich rumpelt und qualmt.



Etwa 1 Stunde nach unserer Ankunft haben wir die Wahl von hier die weiteren Eruptionen zu bestaunen oder für zusätzliche 25 Euro zum Fuego zu laufen. Das konnte ich mir trotz aller Anstrengungen nicht entgehen lassen.
Bei kompletter Dunkelheit geht es mit Stirnlampen 300 hm steil bergab, und auf der anderen Seite wieder 300 hm bergauf. Auf dem Weg dahin schlängeln sich viele weitere Gruppen. Der Boden ist tief und Unmengen an Staub wird aufgewirbelt. Ein Amerikaner aus meiner Gruppe hat mir zum Glück einen Mundschutz geliehen.
Oben, natürlich noch unterhalb des kraters, sitzen auf einem schmalen Rist schon viele, zu viele Menschen. Es ist extrem kalt. Immer wieder knallt einiges an Lava aus dem Vulkan. Es ist bedingt beeindruckend, da die ganz großen Eruptionen ausbleiben. Ich hatte vorher gelesen dass sich Wissenschaftler darüber aufregen wie nah die Leute hier ran geführt werden, aber vielleicht ging es ja auch früher noch näher an den Krater.
Handyaufnahmen sind bei der Dunkelheit nicht möglich, und nach ca 1 Stunde ging es wieder zurück. Besonders bergrunter waren leider viele Menschen so dermaßen langsam, dass wir nur für die fuego Tour 5 Stunden gebraucht haben. Dabei wurde noch mehr Staub aufgewirbelt, da viele mehr gerutscht als abgestiegen sind. Ich habe über die gesamte Zeit nur die Hälfte gesehen, da der Staub im Licht meiner Lampe flimmerte. Die guides waren nicht besonders hilfreich für die, die kaum noch hochkamen, u. a. Wegen ersten Anzeichen der Höhenkrankheit.
Nachts um 11 Uhr waren wir wieder im Camp und haben gegessen. Gegen 12 Uhr habe ich versucht zu schlafen, was kaum möglich war. Gegen 1 Uhr hat es extrem geknallt und ich konnte sehen wie die gesamte Kuppe des Vulkans mit Lava bedeckt wurde. Kaum vorstellbar, dass die Glut nicht bis zu der Ecke reichte, auf der wir Stunden vorher noch saßen. Die guides meinten aber der Platz wäre sicher.

Um 7 Uhr ging es schon wieder runter. Für die nächsten Stunden habe ich mich mit ein paar Anderen vom Rest der Gruppe gelöst und bin vor gelaufen. Das hat mir einiges an Staub erspart.
Zurück in Antigua gab es viel zu waschen und zu schlafen. Aus meiner Nase kam nur noch schwarz und rot. Wohl Vulkanasche und Lava. Dazu starker Husten. Erst nach 2 Tagen hat es aufgehört und ging in eine starke Erkältung über. Das hat mich leider viel Kraft und einige Exkursionen am Atitlán See gekostet. Höhenmäßig und beinmäßig hat mir die Tour – wider Erwarten – nicht so viel ausgemacht. Die Lava zu sehen war eine super Erfahrung. Den Gang würde ich aber wegen der Menschenmassen nicht noch einmal machen und 1800 hm an einem Tag reichen auch erst mal. Die Tour zum Fuego hätte ich mir im Nachhinein sparen können, wäre vielleicht lieber auf die Spitze des Acetenango gelaufen. Vom Camp aus war im Prinzip alles zu sehen…
Wer mal nach den Stichworten Blitze und Vulkan Fuego googelt, findet dort spektakuläre Aufnahmen kurz vor dem Ausbruch…
Atitlán See
Auch hier war ich schon mal. Aber ich kam mich nicht mal mehr an den Ort erinnern wo ich das letzte Mal war. Nur dass es damals keine Excursionen auf die Vulkane gab, keine Tuktuks, kaum Infrastruktur. Also erstmal nach San Pedro, einer der touristischen Orte. Der See entstand durch einen riesigen Vulkankrater und ist sehr tief, da er keinen natürlichen Ablauf hat.

Im Preis von knapp 10 Euro pro Nacht sind stand up paddleboard, Kajaks und Tuktuk-Fahrten in der näheren Umgebung ganztägig kostenlos.










Das Boot ist das Haupttransportmitel und kostet für Ausländer zwischen 2 und 3 Euro pro Strecke.



Der untere Teil San Pedros, zum See hin, ist die schon angesprochene Partymeile und es fehlt nicht mehr viel zum Ballermanntourismus. Die Preise in den Restaurants laden mich auch aus.
San Marcos ist der Wohnort internationaler Esoteriker. Der Ort selbst ist superschön, mit vielen kleinen Gässchen, wo keine nervigen Tuktuks durchpassen.










„Probleme sind nur dornige Chancen“ (Christian Lindner).
Ohnehin genervt von der, teilweise unerträglich gewordenen Selbstoptimierungs – und Zwangspositivismuswelle, muss ich auch auf die Schattenseite San Marcos eingehen. Die Lebensphilosophie vieler Esoteriker und Selbstoptimierer gleicht leider oft dem FDP Geschwurbel über die Selbstschuld des Einzelnen an seinem eigenen Schicksal. Das ist wie eine Religion, um auf Kosten anderer eine egoistische Politik zu betreiben. Ich empfehle dazu sehr das Buch von Juliane Marie Schreiber „Ich möchte lieber nicht“.
So schön der Ort auch ist, so reichhaltig auch das Nahrungsangebot, so reichhaltig aber auch das Angebot unangenehm verwirrter Menschen. Damit meine ich nicht die Leute, die ihre unterschiedlichen Formen der Spirualität praktizieren. Auch nicht die ein oder andere Pyramide mit Auge in irgendeinem Garten, auch wenn man vielleicht mal über Gentrifizierung sprechen sollte. Sondern beispielsweise den Typ, der sich einen riesigen Kristall auf die Stirn gebunden hatte und dann Jedem, dem er wohl vom Phänotyp her jahrtausende alte, fossile Eigenschaften unterstellte, Handküsse zuwarf und ihnen auf englisch! erklärte dass er nun Teil ihrer Kultur sei.
Es herrscht außerdem ein totales Überangebot von allen möglichen und unmöglichen Therapieangeboten und Seminaren.
Mir ist auch zu Ohren gekommen, das die Richtung Berge Weggentrifizierten „Mayas“ das Geschehen hier nicht besonders mögen.
Ich möchte hier nicht jedem eine rücksichtslose Lebensphilosophie unterstellen. Aber wenn schlechte Lebensverhältnisse mit dem Sammeln von schlechtem Karma in vorherigen Leben begründet und daher Ungerechtigkeiten als Schicksal begriffen werden, dann hat das nichts mit Freiheit zu tun, sondern unterscheidet sich kaum vom Weltbild der Hardcore-Kapitalisten (s. o.). Wer so lebt, wird als Nerz wiedergeboren. (Oder als Merz, was kaum einen Unterschied macht. Der eine endet am Hals derer, die ihren materiellen Reichtum gerne zur Schau stellen, der andere hängt schon zu Lebzeiten daran).
Und dann war da noch der Texaner, der mir seine völlig zerrissene Hose mit einem Angriff von mehreren Hunden erklärte, direkt am Strand. Er vermutete dass die Tiere zu Leuten gehören, die sich um Straßenhunde kümmern. Er hat das der Polizei erzählt, die ihm aber entgegnete, dass sie da nichts machen könne. San Marcos mochte er verständlicherweise nicht mehr. Er erzählte mir noch, dass sein Bruder gerne zum Studieren nach Dresden möchte. Ich verschwieg, dass die Polizei dort auch häufiger mit dem Verfolgen herumstreunender Schweinehunde überfordert ist und antwortete Dresden sei eine schöne Stadt und das umliegende Gebirge noch besser.


Zurück in San Pedro lief ich noch mal die paar Meter hinauf zum Marktplatz. In der Nähe fand eine kleine Zeremonie statt, samt Musikkapelle. Das ganze sahen sich gerade mal 15 Indigene an. Ich setzte mich neben sie an den Straßenrand, als gleich einer aufsprang und mir eine große Schüssel Maissuppe holte. Er erklärte mir, dass am Montag, dem 19.02. das neue Jahr im Maya-Kalender beginnt. Schon 5 Tage vorher bereiten sie sich darauf vor. Alles Schlechte des endenden Jahres soll weichen und der Mensch für das Gute im neuen Jahr vorbereitet werden. Dafür haben die älteren Frauen frischen Mais geerntet und daraus eine gesunde Suppe gekocht, ohne Zucker und irgendwelche Zusatzsstoffe, wie er betonte. Seltsamerweise saßen dort fast nur ältere Menschen, auch keine Touristen. Das müsste doch eigentlich alle interessieren, denen die Maya-Kultur wichtig ist. Aber ich habe später einige Menschen, auch Hostelbesitzer, nach weiteren Festen gefragt. Nicht ein Einziger wusste überhaupt etwas von dem Neujahrstag.
Auch im Internet findet sich dazu wenig. Dabei findet sich auf vielen professionellen Reiseseiten doch so viel Wissen, wie z. B. Das Wort Atitlán bedeute so viel wie „Ort des vielen Wassers.“ Auf einer anderen Seite hieß es „dort wo der Regenbogen seine Farben her hat.“ Das erinnert mich an die „5 Tibeter“ Gymnastik, die anscheinend nur Leuten im Westen bekannt ist, aber Niemand in Tibet.
Ich stellte meinem Nachbarn auch diese Frage. Er sagte, der Name des Sees entstamme einem uralten Vorläufer der Maya-Sprache und Ati bedeute die „alte Frau“ und tlan das „junge Mädchen.“















El Salvador
Santa Ana heißt die zweitgrößte Stadt des Landes und gilt als guter Startpunkt, bezüglich Sicherheit, Erlebnis und touristischer Infrastruktur. Von letzterem gibt es noch nicht viel in El Salvador.
Auch hierher fahren mittlerweile die shuttles, also die tourischen Tür zu Tür Minibusse. Der Preis von Antigua nach Santa Ana liegt bei stolzen 40 Euro. Ich entschied mich für die Chicken Busse. Diesen Begriff finde ich diskriminierend, schließlich fahren mit den Bussen hauptsächlich Menschen, die sich nichts anderes leisten können und kaum Hühner. Jedenfalls diskriminierender als so manch alberne Diskussion, wie sie bei uns geführt wird. Aber mittlerweile hat sich das Wort so etabliert, dass es auch viele Einheimische benutzen.
Es hat eine Weile gedauert herauszufinden wie ich mit den Bussen nach Santa Ana komme. Ich musste 3 x umsteigen, und das ganze hat 11 Stunden gedauert. Am Ende hatte ich nur 10 Euro bezahlt. Sobald ich im Bus von Antigua zur Grenze saß war es plötzlich mit der Freundlichkeit der Menschen hier vorbei. Als ich den Bus betrat und guten Tag wünschte, haben alle nur finster geradeaus gestarrt – wie zu Hause, sieht man davon ab, dass sich in manchen Großstädten die Deutschen mit mehreren auf Jeden stürzen, der auf englisch nach dem Weg fragt, untereinander aber gewohnt unfreundlich bleiben.
Zweiter Teil des unangehmen Reisens: die Angstmacherei. Beim ersten Umsteigen stand ich alleine an der Straße, wo mich der Bus ausgespuckt hatte. Ein Typ sagte mir ich solle genau hier stehen bleiben, bis der andere Bus kommt. Ein weiterer Typ, der mit mir im Bus saß, versuchte permanent mich zum Weitergehen zu bewegen. Der erste erzählte mir aber permanent wie gefährlich es hier sei. Als ich später in den Bus stieg, konnte ich noch sehen wie der Busfahrer ihm einen Geldschein rüberschob. Ich hatte nichts anderes erwartet…
An der Grenze musste ich ca 1 km laufen. Es war brütend heiß. Die Grenzer in El Salvador waren extrem freundlich. Ich erhielt schließlich einen Einreisestempel für ein halbes Jahr. Eigentlich gibt es höchstens 90 Tage…
Am nächsten Tag war meine Stimme weg – komplett. In El Salvador ist es Pflicht seine Stimme abzugeben, aber eigentlich nur zu den Wahlen. Das war jetzt richtig nervig und immer noch Folge der Vulkanseuche, die durch stundenlangen Fahrtwind neu befeuert wurde und in eine schwere Bronchitis und Sinusitis ausartete. Letztendlich musste ich doch Antibiotika nehmen. Dazu braucht man keinen Arztbesuch, sondern geht einfach in die Apotheke und weiß besser vorher ganz genau was man möchte. Ohne jetzt zu viel zu spoilern, bin ich mir sicher ich könnte hier sofort als Apotheker anfangen. Manchmal bietet auch einer der vielen Verkäufer in den Bussen Medikamente aller Art…



















Ein paar Fakten zu El Salvador: das Land ist im Aufbruch und wird sich mehr und mehr zu einem Touristenziel entwickeln. Die Leute sind extrem freundlich. Mit denen ich bisher gesprochen habe, reden gut von der aktuellen Regierung. Vor 4 Jahren herrschte überall Gewalt. Wer bei den Bandenkriegen nicht mitmachen wollte wurde zwangsrekrutiert und die Mädchen sexuell ausgebeutet. Auch aus dem Grund mussten viele Menschen fliehen. Menschenrechtsverletzungen bei der Festnahme von mutmaßlichen Gangmitgliedern werden hier nicht thematisiert. Ich will mich dazu gar nicht weiter äußern, denn ich habe nicht unter den Umständen gelebt. Allerdings hörte ich auch davon, dass es nicht so friedfertig ist, wie viele annehmen. Aber im großen und ganzen zählt El Salvador mittlerweile zu den sichersten Ländern Lateinamerikas.
Gerade gilt Honduras als das gefährlichste Land, und fast alle Reisenden machen einen Bogen um das Land. Aber, was kaum ein Tourist weiß: Das hochgelobte, sichere Costa Rica hat ein gravierendes Armutsproblem und 2023 so hohe Mordraten wie noch nie. Auch hier ist es die organisierte Kriminalität, die mehr und mehr Macht an sich reißt. Hier wird bereits ein ähnliches Vorgehen wie in El Salvador, mit Ausnahmezustand und großen Knast gefordert.
In El Salvador ist der US-Dollar die aktuelle Währung. Neben des Bitcoins, der ja schon totgesagt wurde und nun zu neuen Rekorden eilt. Die Busse sind sehr günstig. Eine Fahrt von mehr als einer Stunde kostet ca 50 Dollarcent. Nahrungsmittel sind teurer als in Guatemala. Ähnlich wie in Guatemala sind die Preise in touristischen Restaurants oft höher als bei uns. Mitten im Kaffeland wird für eine Tasse Cappuccino 3,50 Dollar verlangt. Hostels sind oft ziemlich runtergekommen. Kosten ca 10 Euro im Schlafsaal. In den meisten Orten gibt es aber keine Hostels. Das bedeutet ich kann gar nicht in nichttouristische Orte fahren, da ich dort ab 40 Euro aufwärts für die Übernachtung bezahlen müsste. Seit Wochen ernähre ich mich daher von Straßenständen, gehe dort hin wo auch die Einheimischen essen. Das bedeutet in El Salvador fast jeden Tag Pupusas, oft auch morgens. Es handelt sich um eine Art gefüllte Tortilla und ist das Nationalgericht El Salvadors, das ich aber auch schon in Guatemala kennengelernt hatte.
Damit kann ich meistens für 2 bis 3 Dollar satt werden…












Wie erwähnt macht fast jeder einen Bogen um Honduras und lässt sich direkt von El Salvador nach León in Nicaragua schutteln. Das kostet dann mal eben etwa 100 Euro von hier und dauert 12 Stunden oder mehr. Merkwürdig wie schnell die Zeiten sich ändern. Dabei gilt doch gerade Nicaragua bei uns als sehr gefährliches und fieses Land. Ich erinnere nur an den US – Amerikaner, der mir letztes Jahr in Panama die Geschichte über die vielen Toten in den Straßen erzählte. Gut, das Land steht bei den Regierungen im Westen auch mal wieder auf der Putschliste. So weit ich sehen kann ist Honduras jetzt nicht so spektakulär und günstig, dass ich mir so viele Gedanken um sichere Routen machen möchte. Ich beschloss zunächst in die Strandregion am Pazifik El Salvadors zu fahren, um dort die Preise für Nicaragua zu checken. El Trunco ist sehr touristisch und bietet daher mehr Möglichkeiten einen günstigen Transport zu finden.










Zurück zu den shuttles: die sind mir noch viel zu teuer. Zweitens würde ich mir gerne den Canon bei Somoto in Nicaragua ansehen. Die shuttles fahren aber alle nur nach Leon, was fast an der Küste liegt. Drittens wird mir der Gringotrail seit einiger Zeit zu viel. Aus diesen Gründen beschloss ich mit Bussen zunächst bis nach la Union zu fahren, das nicht mehr weit von der Grenze Honduras entfernt liegt.Die Anfahrt dauerte jedoch mal wieder viel länger als gedacht.Der Bus hat sich stundenlang im Schritttempo durch San Salvador geschlängelt. Irgendwo im Nichts musste ich aussteigen und mich lange durchfragen bis ich einen anderen bus in die Innenstadt fans. Wieder im Schritttempo, dann von einem Viertel ins nächste gelatscht, bis ich wiederum einen Bus zum Busbahnhof fand. Dabei wird ein Viertel durchquert, das noch vor nicht allzu langer Zeit Hauptbrennpunkt der Auseinandersetzungen zwischen den Mara-Banden und dem Militär war. Dann gings für die nächsten 4 Stunden weiter nach La Union.




Zurück in La Union nahm ich am nächsten Tag den Bus zur Grenze mit Honduras. Ziel ist der Somoto Canon in Nicaragua, den wohl derzeit die meisten aller Touristen auslassen, da sie keine Lust haben auf eigene Faust nach Honduras zu fahren, bzw nicht vom Shuttleziel Leon wieder mehrere Stunden hoch zu fahren. Natürlich hat die Fahrt mit den überfùllten Bussen wieder länger gedauert als erwartet…
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