Argentinien 2025
Das Böötchen aus Villa O’Higgins in Chile erreichte nach stürmischer Überfahrt schließlich Candelario Manzilla. Hier gibt es einfach gar nichts, außer dem Bootsanleger. Nach 1 km sind die lange dauernden chilenischen Ausreiseformalitäten zu erledigen, obwohl der Großteil an Papierkram schon einen Tag vorher online gemacht werden musste. Von hier aus führt eine „Straße“, die nur mit Allrad zu befahren ist, Richtung Argentinien. Nach 16 km ist aber auch dann Schluss. Ab jetzt geht’s nur noch zu Fuß über einen Trampelpfad durch den Wald, bis nach weiteren 6 km das kleine argentinische Grenzhäuschen am Lago del Desierto auftaucht. Ich hatte schon in Villa O’Higgins den einzigen Jeep gebucht (Für mich und ein paar andere). Der kostete zwar pro Person 10 Euro, war es uns allen aber definitiv für die 16 km wert. Schließlich musste auch alles Gepäck mitgeschleppt werden. Jeder hätte hier gerne abgekürzt, aber die vielen Radfahrer passten nicht mehr rein.




















Als ich schließlich nach vier einhalb Stunden das Südufer erreiche, treffe ich wieder auf Zivilisation. Hier beginnt die Schotterpiste nach El Chaltén. Es gibt einen Parkplatz und ein Restaurant, an dessen Preisen ich sofort erkenne dass ich im teuersten Land Südamerikas gelandet bin. Es fährt nur noch ein einziger Bus. Der soll für die 37 km 22 Euro kosten. Ich versuche zu trampen. Aber die meisten Ausflügler haben vollgestopfte Autos mit argentinischen Touristen. Hier kommen sowieso nur die reichen Einheimischen hin. Und tendenziell bestätigt sich mal wieder die abnehmende Hilfsbereitschaft mit zunehmenden Vermögen. Dann spreche ich ein Pärchen mit Mietwagen an. Dem Akzent nach sind es Deutsche. Ich frage auf englisch ob sie in dem Auto noch Platz für mich Richtung Chaltén hätten. Die ganze Rückbank war frei. Aber der Typ grinste nur und antwortete zwei mal mit no. Niemand hat sich zu rechtfertigen, warum er lieber keinen mit nimmt. Viele möchten gerne ihre Ruhe haben. Andere haben grundsätzlich Angst oder schlicht eine Sozialphobie (dieses Stereotyp über Deutsche vertreten jedenfalls einige Chilenen). Für mich war dieser Auftritt aber eher Ausdruck von Sozialneid, bzw Missgunst (Wenn du Bequemlichkeit möchtest musst du sie dir auch verdienen). Am Ende brauchte der Bus 2 Stunden für die 37 km.
Eine Pizza in El Chaltén kostet ab 20 Euro aufwärts. Aber auch nur dann wenn man günstig Geld tauscht oder mit Karte bezahlt. Der höhere Wechselkurs über Western Union lohnt sich kaum noch. Dementsprechend sind alle anderen Preise hier. Das günstigste Hostel im Schlafsaal kostet zwischen 15 und 20 Euro. Klar dass nur was mit Küche in Frage kommt, und nur das günstigste gekocht wird.
Dafür, und das ist der große Unterschied zu Puerto Natales und Torres del Paine, lassen sich direkt vom Dorf aus viele Wanderungen unternehmen. Fast alle offiziellen Wanderungen liegen im Nationalpark. Jeder Nationalpark in Argentinien kostet für den ersten Tag 45000 Pesos, für Ausländer. Das sind bei Bankkurs fast 45 Euro, bei Karte 34 Euro. Studenten zahlen nur 5 Euro. Warum? Vielleicht entscheiden sich die klügsten ausländischen Studenten auf Grund der für sie günstigen Eintrittspreise in Argentinien zu studieren um später ebenfalls hier mit der Kettensäge rumzurennen? Da bleibe ich doch lieber im Schatten, denn für El Chaltén wird gemunkelt, dass es möglich wäre vor 7 morgens den Eingang kostenlos zu passieren. Vorher fängt da keiner an zu arbeiten, und es gibt kein verschlossenes Tor…






























Ich musste langsam weiter, nach El Calafate. Die 3 – stündige Busfahrt kostet etwa 32 Euro. Es wird aus dem Grund auch langsam Zeit Argentinien zu verlassen. Aber trotz allem entschloss ich mich dazu den überteuerten, aber weltberühmten Perito Moreno Gletscher anzusehen. Es war klar dass das auch eher ein Natur konsumieren als ein Natur erleben wird…


Zum 90 Fahrminuten entfernten Gletscher kommt man am günstigsten mit dem Bus. Am Parkeingang muss leider der überteuerte Eintrittspreis bezahlt werden.
Mit ordentlichem Abstand zum Gletscher wird km – weit auf Metallstegen gelaufen. Natürliche Wege gibt es leider keine, und man darf auch nicht direkt ans Ufer. Anders habe ich es hier auch nicht erwartet. Der Gletscher ist natürlich beeindruckend, wie auch die blaue Farbe. Die 3000 Meter hohen Berge, aus denen sich der Gletscher speist, tauchen nur ab und zu zwischen den Wolken auf.
Alle Touristen hier hoffen darauf filmen zu können wie wieder ein riesiges Stück des Gletschers abbricht. Die Wand ist bis zu 70 Meter hoch, was einiges an rumpeln mit sich bringt. Die wiederum guckt aber nur zu 10 Prozent aus dem Wasser. Es ist also keine gigantische Eisscholle, sondern 90 Prozent des Gletschers befindet sich unter Wasser. Die Breite beträgt etwa 5 km. Der Perito Moreno wächst immer weiter.
Die Wandabbrüche konnte ich nicht so schnell filmen. Es gelang mir aber einmal die Folgen des Abbruchs eines großen Bruchstückes aufzunehmen. Dabei drehte sich die riesige Eisscholle wie ein Wal. Videos kann ich hier schlecht einstellen. Es ist aber unter folgendem Link zu sehen:
Leider standen neben mir einige Asiaten, die das Geschehen lautstark kommentieren mussten.








Nun stand endlich der Flug nach Puerto Iguacu an. Endlich, weil es nun nicht mehr lange dauert das völlig überteuerte Land wieder zu verlassen. Natürlich ist das für viele Argentinier noch schlimmer: Die Rente wurde soweit gestutzt, dass sie für die Mehrheit der Rentner kaum noch zum Überleben reicht. 70 Prozent beziehen eine Grundrente von 250 Euro, bei Lebenshaltungskosten die ein Minimum von 1000 Euro Einkommen monatlich voraussetzen. In den Slums von Buenos Aires haben viele Kinder, wenn überhaupt, nur noch eine Mahlzeit pro Tag. Eine Eisenbahnstrecke nach der nächsten wird stillgelegt, weil Milei die zugesagten Mittel für die Infrastruktur rückgängig gemacht hat. Gleichzeitig wird er für diese gigantische Umverteilung von unten nach oben von sämtlichen neo-liberalen Seiten gelobt. So auch von fast der kompletten deutschen Presse, die unisono von einem „Sparprogramm“ berichtet, das Milei der Bevölkerung „verordnet“ hätte, während er die Gehälter seiner Lakaien über die Inflation angehoben hat. Mich würde interessieren ob die Journalisten, die so etwas schreiben, ihre Verirrungen endlich mal bemerkten, gingen sie etwa mit Fußpilz zum Hautarzt, welcher ihnen dafür die Amputation des ganzen Beines verordnen würde. Und dann hinkte immer noch der Vergleich, im wahrsten Sinne des Wortes, denn der Arzt verordnet, der Präsident ordnet höchstens an. Und all die rückschrittlichen Maßnahmen, für die der Kettensägenmann zuständig ist, haben zur Verlangsamung der Inflation geführt, und vielleicht hat er bald so viel Erfolg wie der Hautarzt. Und doch ist der Peso völlig überbewertet, müsste Argentinien seine Dollar-Vorräte abgeben und verschuldet sich aufs neue. Von Mileis angeblichen Fortschritten sieht ein Großteil der Argentinier nichts. Seine Ideen sind nichts neues, sondern jahrhunderte alt und wurden schon von vielen hochrangigen Sklavenhändlern umgesetzt und die Art und Weise gleicht einem Wahnsinnigen, der alles um sich herum massakriert, weil er irgendwo einen Borkenkäfer gesehen hat. Und wenn sich beißreflexartig Milei-Groupis wie Lindner oder Merz anerkennend zu seiner „Politik“ äußern, sollten bei jedem Menschen in Deutschland die Alarmglocken läuten. Trotzdem haben die Argentinier so gewählt, und ich hoffe, dass ich mich irre und es demnächst allen besser geht. Merkwürdigerweise will keiner der Argentinier, die ich getroffen habe, Milei gewählt haben. Aber ich möchte das System dort nicht auf Deutschland übertragen wissen. Denn hier haben jetzt schon alle neo – liberalen Maßnahmen versagt. Das ist keine Meinung, sondern lässt sich überall sehen. Gerade die Privatisierungen von kritischer Infrastruktur gingen nach hinten los…
Und auch ich bin die 4000 km geflogen. Denn im Land des großen Visionärs kostet allein die Strecke El Calafate – Bariloche mit dem Bus 220 Euro! Und das sind „nur“ 1400 km…


Drei-Länder-Eck Argentinien, Brasilien, Paraguay.
Viel mehr habe ich von hier nicht mehr zu berichten. Die Iguacu – Fälle in Argentinien und Brasilien sind mir zu teuer geworden, so schön sie auch sind. Und ich habe sie schon zweimal gesehen. Iguacu war für mich dieses mal nur die günstigste Variante um über Brasilien nach Paraguay zu gelangen. Und das sind ungefähr 90 Minuten Busfahrt, inkl. Zoll…
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