mit dem Wohnmobil nach Slowenien
seit kurzem besitze ich ein 40 Jahre altes Wohnmobil. Nachdem ich es einigermaßen fahrbereit bekommen habe (Wasserschäden etc), ging es mit einer max. Geschwindigkeit von 80 km/h zu einem größeren Belastungstest Richtung Süden.
Außer zuerst nach Livigno, zum Mountainbiken, hatte ich noch keine weitere Route geplant. Ich entschied mich für die kürzeste Strecke durch die Schweiz. Eine Autobahnvignette wollte ich mir aber nicht kaufen. Also Routenplaner an und Mautstraßen vermeiden. Leider habe ich noch keinen Routenplaner mit Höhenprofil gefunden und fand mich daher immer wieder mit den höchsten Passtraßen konfrontiert. Auf dem Weg nach Livigno wollte ich schnell die teure Schweiz hinter mir lassen, was aber durch das entschleunigte Fahren nicht einfach werden sollte.
Dann fand ich aber einen Campingplatz für 11 Euro inkl Mobil und blieb ein paar Tage in Wildhaus. Es ist zwar Oktober und es lässt sich kaum noch ein Tourist blicken. Aber für den Preis darf man in vielen Ecken Deutschlands oder Italiens nicht mal den hässlichsten Vorort beparken.
auf andere günstige Preise in der Schweiz braucht man auch in der Nebensaison nicht zu hoffen. Eine Berg – und Talfahrt mit der Säntis Seilbahn kostet schon über 40 Euro. Dann doch lieber ein paar Touren mit dem mountainbike.

eigentlich kein mountainbike – Gebiet. Zumindest sind dafür – wie so oft – nur Forststraßen vorgesehen. Das Benutzen von Wanderwegen hat aber zu der Zeit keinen gestört. Bei der Talstation der Säntis Seilbahn war dann aber Schluss. Hoch kommt man nur per Bahn oder über einen Klettersteig

Blick Richtung Bodensee vom Kronberg

Zurück von Säntis über den Schafberg Richtung Wildhaus. Eine lange Tour mit einigen Tragepassagen
Auf meine Frage in der Touristeninformation nach einer etwas „flacheren“ Route ohne Maut Richtung Livigno, bekam ich den Vorschlag ruhig über Stunden im ersten oder zweiten Gang die Berge hoch zu kraxeln. Schließlich sei das ja das Problem der Autofahrer hinter mir. Eine sehr entspannte Sichtweise, wie ich hier auch die ganze Atmosphäre empfand. Mal sehen ob das so bleibt…
Nun, Richtung Livigno musste ich hoch nach Davos. Tempo 20 für die nächste Stunde. Überrascht musste ich feststellen, dass ich bisher noch in keinen Stau geraten bin. Der war immer nur hinter mir. So als hätte ich alle überholt… Es gibt auf der Passstraße hier über lange Zeit keine Ausweichstelle. Trotzdem versuchte der Schwanz immer wieder schneller als der Kopf zu sein (was selten ein guter Ratgeber ist). Ja, in diesem Teil scheinen die Schweizer nicht so entspannt. Zu ihrer eigenen Sicherheit hat mein alter mitdenkender Diesel noch die eine oder andere Rußwolke ausgestoßen, um den Einen oder Anderen von gefährlichen Überholmanövern abzuhalten. Bei der ersten Möglichkeit habe ich die einzelnen Glieder aber vorbeiziehen lassen. Fast ausschließlich das Teuerste von BMW oder Audi, mit mehr Auspuffen als Rädern ausgestattet. Nahezu jeder der Insassen hat, wohl erfreut über meine umweltschonende Fahrweise, freundlich mit ausgestrecktem Mittelfinger gegrüßt. Dabei sind die Davoser selbst vorbildlich bei der Naturpflege: Ausgestattet mit umweltfreundlicher, deutscher Abgastechnologie, tragen sie getönte Designerbrillen, um die Tiere nicht zu verschrecken und warnen selbige durch lautes Auf – und Abgerase davor auf die Straße zu rennen Und jetzt fehlt ihnen auch noch der Kopf. Na dann: Toi, toi toi! Fazit für meine nächste Fahrt hier: Alles richtig gemacht. Ich komme wieder – mit Wohnwagen im Schlepptau!
Zur Namensentstehung von Davos gibt es übrigens folgende Überlieferung: Des Banken – und Bauernstaates überdrüssig und von der vielen Geldzählarbeit zu müde geworden sich selbst zu bewegen, kaufte sich so mancher Einheimischer ein völlig überteuertes Auto mit Sportgeräuschen. Ja, das Geld hatte sie inzwischen so träge gemacht, dass sie nicht einmal mehr in der Lage waren diese Töne selbst von sich zu geben. Damit die Blechkisten auch im Training blieben, stopften die PS-Bauern ihre Kinder hinein und verabschiedeten sie mit den Worten: „…und macht um Gottes Willen nichts Sinnvolles aus eurem Leben“. Wurde von außen über den Ort gesprochen, hieß es fortan nur „Da wo´s Hirn sich in PS auflöst“. Die Einwohner waren damit im Prinzip einverstanden, nur der Name etwas schwer zu merken. Also blieben nur noch die 5 Buchstaben. Da die Schule im wahrsten Sinne des Wortes auf der Strecke blieb, entschied man sich gegen 2 v´s in Dawos und es entstand das schlichte Davos.
Das ist meine Rennstrecke für´s mountainbike: der „rollercoaster“ in Livigno vom „Carosello 3000“
und zum gemütlichen Fahren: einfach nur schöne Landschaften ohne Menschen

Livigno ist im Sommer absolut auf den Mountainbike-Tourismus eingestellt. Zum Glück muss man aber nicht nur den Carosello 3000 hoch und runter preschen, sondern findet – bei etwas längeren Touren sehr abwechslungsreiche Landschaften, wie hier das Val Mora in der Schweiz, das ich schon mal von Mals in Tirol aus angefahren habe
Der Livignosee an seinem unteren Teil
Noch mal das „Carosello 3000“ Mountainbike Gebiet gegenüber von Livigno. Im Winter wird hier Ski gefahren. Im Oktober ist nichts los. Alle Lifte stehen still, die Bike-Saison ist zu Ende und die Ski-Saison hat noch nicht begonnen. Der Campingplatz ist mit 13 Euro, inkl. Strom, daher auch günstig. Morgens war aber Anfang Oktober schon alles eingefroren.

Seiseralm
Noch mal getankt im Steuerparadies für unter 1 Euro pro Liter und weiter zur Seiseralm in Tirol. Ich bin eigentlich nur hierher gefahren, weil ich auf der website des Campingplatzes Seiseralm gelandet bin und das Wanderangebot und die Preise ganz attraktiv fand. Mit den Preisen hatte ich mich aber geirrt. War mit ca 30 Euro auf dem billigsten, miesen Stellplatz viel teurer als erwartet. Die Verbote und Regelungen in Tirol nehmen etwas überhand. Das man durch das Übernachtungsverbot im Wagen auf teure Stellplätze gezwungen wird, stört mich am meisten. Der Campingplatz hier hat dadurch das Monopol und kann nach Belieben die Preise bestimmen. -Trotz des kühlen Wetters war er vollkommen überlaufen. Ich bin gleich weitergefahren und für ein paar Tage auf einem – natürlich kostenpflichtigen – Parkplatz in Kastelruth geblieben.

landschaftlich schön und daher ein beliebtes Wandergebiet. Schmale trails gibt es nicht so viele, bzw dürfen oft nicht befahren werden.

Dann ging es weiter nach Wolkenstein. Obwohl in Tirol gelegen, konnte ich mal wieder gratis stehen, da das Kassenhäuschen auf dem kostenpflichtigen Parkplatz schon geschlossen hatte. Hier wurden auch ein paar Strecken für mountainbiker angelegt. Hochstrampeln Pflicht, da auch hier die Bahnen nicht mehr fuhren. Entsprechend ruhig…

nicht weit entfernt befindet sich das Grödner Joch. Der Parkplatz hier liegt auf 2000 Meter Höhe, eignete sich als kostenloser Stellplatz (nur Nachsaison) und ist Ausgangspunkt für den Pisciadu – Klettersteig.

Der Fuß der Wand ist fast erreicht

das obere Stück ist am steilsten. Der Fels war etwas rutschig, aber immerhin ja auch schon Mitte Oktober und noch kein Schnee
Der Pisciadu Klettersteig führt auf 2500 Meter Höhe.

Rückblick auf die Hängebrücke, die zum Steig gehört

die Hütte auf ca 2500 Meter Höhe
endlich oben. Von hier geht´s oben auf die Spitze (3000 Meter) auch ohne Kletterzeug
hab mich etwas verlaufen und bin gegenüber auf dem 3000er gelandet.
die Spitze im Hintergrund ist der pisciadu
endlich auf dem pisciadu, nachdem ich wieder ca 400 hm runter und wieder rauf musste
Nach dem Klettersteig bin ich irgendwie auf einem Campingplatz Nähe St. Kassian gelandet. Die Übernachtung hatte hier knapp über 10 Euro gekostet und verfügt über eine Saunalandschaft, Laden etc. Es gibt sogar einen Propangas-Anschluss. Dieser ist mit 7 Euro pro Cubikmeter aber nicht ganz günstig. Noch besser ist die superschöne Lage im Fannes-Sennes-Prags Nationalpark. Wie auf dem unteren Foto zu erahnen, sind die schmalen Wege aber eher zum Wandern als zum Hochfahren gedacht
nach ca 1 Stunde tragen lässt es sich auf der Hochebene aber ganz gut fahren. Eine super Runde, aber auch extrem lang mit vielen hm, führte mich über von der Hochebene nach St. Vigil und von da kreuz ,quer und sehr steil durch den Wald zurück
Slowenien
die Fahrt Richtung Bovec von Italien führt über einen Pass mit mind. 12 Prozent Steigung über eine Straße, die nicht kaum breiter als 2 Meter ist. Für mich bedeutete das über eine Stunde Serpentinenfahrt im 1. Gang, aber auch über 1 Stunde kein Mensch weit und breit.
die Soca oberhalb von Bovec. Ich stand ein paar hier auf dem Campingplatz und ein paar Tage bei Tolmin. Beide male für 10 Euro. In Slowenien wird das Übernachten außerhalb von CP rigoros geahndet. Zu jeder Jahreszeit. Aber die Preise sind noch moderat und – vor allem -fair. Die 10 Euro fallen pro Person an, das Womo ist kostenlos.
Vom Camping in Bovec

Wildwasserfahrt mit meinem Schlauchkajak auf dem unteren Teil der Soca. Schon grenzwertig für das Kajak. Aber praktisch die Mitnahme im Bus. Ich musste aber auch viel laufen, da die Soca sehr wenig Wasser hatte.
auf dem Rückweg mit dem Fahrrad von Kobarid. Dort wollte ich mir das Museum ansehen, es war jedoch von Victor Orban blockiert. Der übliche, wichtige Auftritt für einen Staatsgast, aber keiner der Slowenen hat sich für ihn interessiert…
Das Wetter wurde nun schlechter und die Prognosen für die Länder Bosnien, Serbien, Montenegro und sogar Albanien nicht die besten. So entschloss ich mich kurzerhand Richtung Toskana zu fahren.

ich blieb ein paar Tage rund um Massa Marittima, um ein paar trails beim bike-hotel Massa Vecchia abzufahren
Die Bucht von Cala Violina. Das Meer hatte noch 22 Grad. An einem sonnigen Tag kostete das Baden etwas Überwindung – aber für Ende Oktober…
Die Wetterprognosen waren nicht ganz so, wie sie sein sollten als ich aus dem Osten geflüchtet bin. Um etwas mehr Sonnenchancen zu haben, wollte ich für ein paar Tage auf eine Insel. Die Überfahrt nach Sardinien oder Korsika war mir zu teuer, also bin ich nach Elba gefahren.
Elba steht u.a. bei Mountainbikern hoch im Kurs. Es gibt es ein breites Netz von trails.
poggio
Wieder mal abseits der ausgefahrenen Pfade. Dafür aber auch wieder mal schieben…
oder hier…
viele Hürden für das Fahrrad
schöne Buchten, aber das Wetter hatte sich schon verschlechtert
Dann habe ich mich zum höchsten Berg Elbas aufgemacht, dem Monte Capanne. Auf dieser Hälfte von Elba stehen überall Verbotsschilder für camper. Ich habe mich auf den Parkplatz der Talstation der Seilbahn gestellt. Hier war für 2 Tage Ruhe. Aber es war Sturm mit orkanartigen Böhen angesagt, und die witzigen Stehkörbe wurden schon eingeholt. Im Wald ließ sich der Sturm aber noch ertragen. Ich entschloss mich daher die 700 hm zu Fuß zurückzulegen. Der Anstieg ist sehr steil und der kleine Pfad durch den Wald komplett durch umgestürzte Bäume unkenntlich gemacht. Es sah auch so aus, als hätte sich seit Jahren niemand mehr zu Fuß auf den Berg begeben. Querfeldein bin ich nach dem Waldstück wieder auf den Weg gestoßen. Oben angekommen wurde ich auch schon wieder halb runter gepustet. Durch den verschwundenen Weg verlaufen und im Dunkeln durch den Wald zurück.
Der Sturm ging die ganze Nacht und das Wohnmobil war am hin und her schwanken.
Die Schäden waren am nächsten Tag sichtbar: Überall umgestürzte Bäume
Der Sturm mit Starkregen hielt tagelang an. Ich habe das Wohnmobil die kommende Nacht auf der „windabgewandten“ Seite Elbas abgestellt. Trotzdem war nachts an Schlaf nicht zu denken und tagsüber musste man immer wieder vorüberfliegenden Gegenständen ausweichen.
Zwischendurch sind die Böen plötzlich wieder verschwunden und ich konnte die Küste abwandern. Der berühmte Tunnel, der zur nächsten Bucht führt war aber leider zugesperrt.
man sieht auf der ganzen Insel vielleicht noch 5 Touristen. Daher sind hier nicht nur die Bordsteine hochgeklappt, sondern auch die Strände….
Zurück zum Festland
Auf dem Weg Richtung Finale Ligure machte ich Zwischenstation in der „Cinque Terra“, den 5 megatouristischen Orten an der Steilküste.
Oberhalb von Rio Maggiore konnte ich die Nacht auf einem Parkplatz verbringen und zu Fuß hinunterlaufen. Nachts ging aber mal wieder ein ordentlicher Wind
Vernazza. Erstmals seit Wochen habe ich wieder Massen an Touristen gesehen. Ein Zug hat sie dort ausgespuckt, da die Orte kaum mit dem Auto anzufahren sind (Ich hatte das Womo trotzdem runtergeschickt und musste ordentlich Parkgebühren berappen)
Das Wetter hatte sich kurzfristig wieder beruhigt. Die nächsten beiden Dörfer konnte ich mir nicht mehr ansehen – Straße nach Sturmschäden gesperrt
Nach sehr langer Fahrt (ohne Maut) angekommen in Finale Ligure. Hier wurde früher viel geklettert (wird auch noch). Aber hauptsächlich lebt die Region vom Mountainbike-Tourismus. Hier ein Stück vom „Rollercoaster“, schöner, langer trail
Nato Base (ehemals), Ausgangspunkt für einige trails. Die meisten biker lassen sich hochshutteln.
Ich habe mich für den „Supergroppo“ entschieden, eine sehr lange, schöne Abfahrt
An dieser Stelle nennt sich der trail „Supergroko“, finanziert aus dem „mehr Kohle für Umweltschutz“ – Programm unserer „Energieriesen“. Für jeden (befristeten) Arbeitsvertrag in der Kohle-Industrie wurde einer dieser Bäume „wiederaufgeforstet“. Vorbildlich! (widewidewit – ich mach´mir diese Welt ganz Ätschi).
Mittlerweile stehen alle trails unter Wasser, und die Wege haben sich in Flüsse verwandelt. Ich bin – wegen der besseren Wetterprognosen – nach Italien gefahren und befinde mich gerade im größten Überschwemmungsgebiet Europas – in Ligurien. Politiker und Meteorologen arbeiten eben gleich zuverlässig. Aber deshalb heißt es wohl auch nicht mehr Wettervorhersage, sondern Wetterbericht. Danke dafür….
Leider hatte es nicht nicht mehr aufgehört zu regnen und zu stürmen. Meiner Flucht aus Finale Ligure folgte eine Übernachtung am Lago Maggiore, wo das Wetter auch nicht viel besser war. Auf der Rückfahrt musste ich doch noch in eine Vignette investieren, da auch die Pässe schon abgeriegelt wurden. Für´s nächste Jahr halte ich es mit dem weisen Mann aus god´s own country: Es gibt keinen Klimawandel! Nein, das Wetter passt sich nur dem System an. Und steht man zur richtigen Zeit auf der richtigen Seite ist alles schön und rosig…

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