Hongkong/Macao 2017
„Dem Smog und sauren Regen,
Dem Größenwahn entgegen,
Im Dampf der üblen Lüfte,
Durch Hochhausklüfte,
Immer zu! Immer zu!
Ohne Rast und Ruh!
Lieber durch Leiden
Möcht ich mich schlagen,
Als all die Schatten der
Türme ertragen.
Vom Rest ganz zu schweigen,
wie große Poperzen,
Ach, wie so eigen
Schaffet das Schmerzen.
Wie soll ich fliehen?
Wälderwärts ziehen?
Alles vergebens!
Stadt der Toten, nicht des Lebens,
Doch es gibt einen Ausgang – puh! Ich mache ganz schleunigst den Schuh!“
so die Liebeserklärung des großen Dichters K. Kong an seine Heimatstadt anno tuck.
Ich musste, nach dem ziemlich ruhigen Laos, eine drastische Umstellung verkraften. Beim ersten Blick auf die Silhouetten Hongkongs, fühlte ich mich irgendwie als Gaffer bei einem Autounfall.

Der Frust ist groß in dieser Stadt und die Zerstörungswut kennt keine Grenzen
Doch der Reihe nach:
Ob Vietnam, Bangkok, Singapur oder sonstwo – den günstigsten Flug nach Hongkong gab´s von Chiang Rai in Thailand. Von Macao kommt man sehr billig nach Manila. Also kam ich auf die Idee meine Weiterreise auf die Philippinen mit einem 5-tägigen Zwischenstopp zu versehen. Besonders informiert habe ich mich über die beiden Länder vorher nicht, was ein großer Fehler war:
Vor allem die Preise habe ich deutlich unterschätzt. Gut, Fahrten von den Flughäfen in die Stadt sind meistens nicht gerade günstig. Die 20 Euro für den Flughafen – Express sind aber schon ganz happig. Immerhin kostet der Bus „nur“ die Hälfte. Wie in Europa oder Südamerika auch. Mehr oder weniger. Aber allgemein ist das öffentliche Verkehrsnetz, sowie auch der Spritpreis deutlich günstiger als in Deutschland (wäre aber auch schwer zu überbieten).
Die Fahrt mit dem Bus über die längste befahrbare Brücke der Welt ist ganz interessant. Mit der Metro ging´s dann weiter zu meiner ersten Unterkunft. Ich hatte dort – entgegen meiner Gewohnheit – vorab gebucht, da die Zimmer in Hongkong wohl schnell weg sind. Erst mal „dorm“, also ein Gemeinschaftszimmer und sehr eng. Es ist aber alles eng in Hongkong…

13 Euro pro Bett, ohne Frühstück
Klamotten rein und erst mal zum nächsten Supermarkt. Durch das Flüssigkeitsverbot im Flugzeug und die wahnwitzigen Preise am Flughafen, hatte ich lange nix getrunken.
Es laufen mir hauptsächlich aufs smartphone blickende Menschen entgegen. Sonst die üblichen Probleme einer Großstadt: Ich muss erst mal warten bis die Staatsmacht die Schlägerei vorm Supermarkt beendet, was ein wenig dauerte. Ja, Alkohol im Spiel. Aber ich muss sagen die Polizisten haben auch lange versucht die Streithähne durch Gespräche zu trennen.
Die große Flasche Wasser kostet 10 Hongkong-Dollar, umgerechnet 1,25 Euro! Natürlich, wie überall, in der Plastikflasche. Die übliche Dönerrolle startet bei 6 Euro!! Immerhin kann man für den gleichen Preis „beim Koreaner“ 100 mal besser essen,

Die Fährverbindung, Die Stadt ist zweigeteilt, bzw 4-geteilt – dazu später. Temperaturen von höchstens 20 Grad und ewige Bewölkung machen das Laufen erträglicher, aber den Anblick noch trostloser

es gibt auch einen Stadtpark mit Fitnessgeräten. Hier die Insekten-Todesmaschine . Was ein Park halt so braucht…

Die Bäume wachsen in den Himmel. Im Hintergrund eine uralte, chinesische Eiche

sämtliche global player haben ihre Hütten ans Wasser gebaut und müssen permament illuminiert werden. Die Mehrzahl der Bevölkerung hat aber schon von jedem eine APP und weiß auch mit geneigtem Kopf, was sie kaufen soll. Ich wollte nicht mit spam zugestrahlt werden und habe daher lieber rausgezoomt (sonst wäre das Foto voll mit Leuchtwerbung gewesen)

Der Weg zum Aussichtspunkt. Kaum verlässt man die Schluchten, gibt es aber tatsächlich mehr und mehr Natur

So sieht die Zukunft der Menschheit aus. Noch haben die meisten Freigang

„The watchtower“. Hier hat die Gedankenpolizei ihren Sitz. Die dreieckigen Glotzaugen sollen allen eine Warnung sein. Der Standort ist aber streng geheim

wie eine vietnamesische Falle ragen die Dornen der Türme empor. Prävention gegen Aliens oder gegen Gott?
Nun zu der Vierteilung der Stadt:
Da die Begehrlichkeiten der reichsten Menschen und ihrer Konzerne natürlich auch wachsen und es – wie erwähnt – schon verdammt eng ist, entschloss man sich zu einem gewagten Pojekt: Unter Leitung des wahnsinnigen Wissenschaftlers Prof. Primus von Quack und des kongenialen Tüftlers D. Düsentrieb, entschloss man sich dazu Hongkong spiegelverkehrt weiter zu bauen. Die Erde ist hier tatsächlich eine Scheibe, und so befinden sich unter der dünnen Kruste, die gleichen Gebäude noch einmal! Natürlich mit der Spitze in die andere Richtung. Gesetz der Schwerkraft, alles im Lot.
Selbstverständlich ist die ganze Sache ultra-geheim. Mir gelang es ein Gespräch mit einem der Offiziellen zu führen. Ich treffe den junggebliebenen Mitneunziger mit dem großen Cowboyhut in einem der Betonlabyrinthe. Tatsächlich funktioniert mein GPS in den Schluchten nur ungenau – an eine Flucht ist nicht zu denken….
„Weeeell“, stellt sich der Unbekannte mir vor. Just call me Cia. Seinen Klarnamen will er nicht verraten. “ Das könnte die ganze Mission gefährden“. „Aber warum gibst Du Dir dann überhaupt einen Namen, wenn alles so geheim ist?“, entgleitet mir die peinliche, weil überflüssige Frage. „Weiiiillll“ ohne Namen natürlich keiner wüsste das ich Geheimnisträger bin. Und das viele Gerätsel ist gut für mein Ego und verleiht mir Ansehen“, so die logische Antwort.
„Was passiert denn zur Zeit mit euren unterirdischen Gebäuden? Es darf ja noch nicht allzu viele Mitwisser geben…“, werde ich nach dem 35. chinesischen Tee direkter.
Sein Gesichtsausdruck verheißt nichts gutes, aber dann bekomme ich doch noch die unglaubliche Antwort: „Weiweiwei“ weiß das alte Chamäleon, das in gebrochenem chinesisch (um den amerikanischen Akzent zu vertuschen) zu berichten: „Alles werde ich Dir bestimmt nicht vorn Turm blasen. Aber apropopopos Turm: Wir haben 2 sehr bekannte, wichtige Wolkenkratzer hier wieder aufgebaut“. Dann folgt ein Schmankerl für jeden Verschwörungstheoretiker:
Die komischen Türmchen aus dem Land, das jetzt von dem wütenden Enterich beherrscht wird, wurden Stein für Stein nach Hongkong versetzt, Wie das Verschwinden zustande kam, will mir der alte Copperfield nicht verraten. „Illusion oder Realitität gibt es nicht. Was meinst Du, wer sich diese Begriffe ausgedacht hat?“ Die Verwirrung ist nun komplett und ich überlasse die Theorien lieber den Experten.
„Eines“, so der alte Haudegen, „eines will ich Dir dann doch verraten:“ Die beiden Türme dienen uns jetzt schon als Archive und Gefängnis für politische Häftlinge. Archiviert werden außerdem sämtliche chinesische Märchen der Zukunft, in denen die Menschheit gezielt über ihre Vergangenheit zum Narren gehalten wird“, lacht er verschmitzt. Und weiter:“ „Eingeweiht sind nur die Hongkonger Trilliarden, der wütende Enterich und ich“. „Wir alle konnten von der Umsiedlung profitieren. Die Wähler ließen anschließend alles mit sich mach…“ „ist mir bekannt“, viel ich ihm etwas ungeduldig ins Wort. „Wir sprechen hier von einer win win Situation und haben uns daher entschlossen die beiden Gebäude win win towers zu nennen“. Jetzt redete sich der Mann in einen Rausch: „Noch eine kleine Anekdote zu dem Enterich: Nachdem unsere beiden Genies die Planungen abgeschlossen hatten, entriss der habgierige Mc Moneysac D. Düsentrieb sein Denkernest. Er machte es zu seiner dauerhaften Kopfbedeckung, setzte es aber falsch herum auf. und färbte es blond. Natürlich verkehrte sich die geniale Gedankenproduktion nun ins Gegenteil. Kurze Zeit später wurde Moneysac mit dem „stupidest man alive award“ ausgezeichnet und nannte sich fortan D. Trump. Der Wahlsieg war ihm damit nicht mehr zu nehmen. Wir ließen ihn gewähren, denn solche Typen sind immer nützlich…“
„Danke für das offene Gespräch“, beendete ich damit das interview, denn ich hatte ja noch ein paar Fotos zu schießen….

ein Bild aus dem Untergrund: Ein raffiniertes Netz aus Datenkabeln rankt sich in die Tiefe der Erde und verleiht den Betonklötzen Stabilität.

„ground zero“, doch es bleibt leer

können oder wollen nicht lesen, ungelehriges Viehzeug

Die Büsche sind selten oder hinter Gittern. Da der Baum bekanntlich nicht zum Hund kommt, werden kräftigere Tiere, mit erhöhter Reichweite gezüchtet. Hier der „Hongkonger Pullerhund“

95-99 Prozent der Homgkonger Bevölkerung haben permanent ein smartphone in der Hand und laufen einen ständig um, wenn sie nicht gerade stehen. Hier bin ich bei der Zählung an einer Bushaltestelle tatsächlich auf 100 Prozent bei über 30 Passanten gekommen!

ein kleiner Ausschnitt der Warteschlange. Passanten, die kein smartphone mit sich führen, haben sich bereits für die „cerebrale smartphone implantation“ entschieden. Zwar noch in der Beta-Phase, aber im Kommen

Außerhalb der Cities Hongkongs ein anderes Bild: Hier die Standseilbahn zum Aussichtspunkt

Meistens werden im hektischen Alltag Busse oder Metro benutzt. Die alten Straßenbahnen sind meistens relativ leer, langsam und kosten für mehr als eine Stunde Fahrt nur ein paar Cent

Standseilbahn etwa 5 Euro

Tagesausflug beendet. Abends wieder zwischen den Städten

in den nächstern Tagen ging es noch weiter raus. Aber alles schnell mit den Öffis zu erreichen

der „Dragon Back“ hängt im Nebel.

hier verirren sich noch einige Touristen hin. Ist der beliebteste Trek, den aber nicht alle zu Ende laufen

der Surferstrand. Es ist Nebensaison. Aber im Sommer muss hier die Hölle los sein.

sharp island. Es fuhren an dem Tag kaum Touristen dort hin

Dann der Trek auf sharp island. Den machte außer mir niemand an diesem Tag.

Hier wäre ich besser vom ersten Tag an gewesen und hätte die Märkte und malls hinter mir gelassen

Um diese Jahreszeit menschenleer
Das war´s erst mal mit Hongkong. Ein paar Stunden hatte ich am nächsten Tag noch für Macao.
Ein kleines Fazit: Die Umgebung Hongkongs ist schön. Die Hochhäuser braucht kein Mensch. Es gibt an vielen Orten dieser Welt Kopien dieser Bauten. Und in allen „Weltmetropolen“ gibt es die gleichen teuren Marken zu kaufen, wie hier. Viele Geschäfte haben sich auf sehr reiche, dem Modezwang unterworfene Kunden spezialisiert. Das mieseste Bild war für mich der Moment, als ein dicker Lamborghini neben einem Obdachlosen parkte. Vermögen wird hier sowieso gerne zur Schau gestellt. Fast alle Menschen in den Geschäftsstraßen, in der Metro oder sonstwo, sind ohne Pause mit dem smartphone beschäftigt. Wenn nicht gechatet wird, dann spielen die Männer Ballerspiele und die Frauen klicken auf jedes Werbeangebot, das das smartphone ausspuckt. Sämtliche Elektronikartikel sind teurer als im internet. Trotz Zoll und Versand. Dafür lohnt sich Hongkong nicht. Fragt man in den malls nach Zubehör für eine älteres handy etc, verzieht sich die Mine des Verkäufers zu einem arroganten „Jetzt aber zurück auf die Straße mit Dir“ – Gesicht. Das ist kein Einzelfall und ging mir in Kuala Lumpur und Singapur schon genauso. Wenn noch mal Hongkong, dann wenn der Flieger dort eh Aufenthalt hat. Die Sehenswürdigkeiten sind ganz gut organisiert und man kann sich schnell die Langeweile vertreiben. Oder man fährt eben zu den äußeren Inseln. Bei der Unterkunft empfehle ich nicht vorzubuchen. Es kann einen das absolute Drecksloch erwarten, für das man schon bezahlt hat. Die übelste Absteige, in der ich eine Nacht verbringen musste, habe ich hier nicht dokumentiert. Und es kann nur einen Ort geben, der schlimmer als Hong Kong City ist: Hong Kong City zur Hochsaison.
Abschließen möchte ich mit einer berühmten Weisheit des wohl bekanntesten Hongkongers, Bruce Lee:
„Sei Wasser, mein Freund. Oder Beton, oder hohl. Mir doch egal. Leere deinen Geist. Sei ohne Form. Gestaltlos. Wie Wasser oder so. Oder Hong Kong. Eben wie jemand der ununterbrochen auf sein handy starrt. Macht man eine Tasse, dann wird es die Tasse. Macht man eine Flasche, wird es die Flasche. Macht man eine Teekanne, wird es die Teekanne. Macht man Hong Kong, wird es Hong Kong. Wasser kann fließen, oder es kann zermalmen. Genau wie ich. Oder Hong Kong. Lass Dir das eine Warnung sein, Freundchen.“
MACAO
Für Macao habe ich mir nur einen Tag Zeit gelassen. Ursprünglich wollte ich dort übernachten. Die im internet zu findenen Hotels sind noch viel teurer als in Hongkong. Bei einigen Buchungsseiten findet man viele, sehr günstige Unterkünfte in Macao. Was nicht dabei steht: Diese befinden hinter der Grenze, also im eigentlich China. Macao ist eine Sonderverwaltungszone Chinas, seitdem es von den Portugiesen vor ein paar Jahren zurückgegeben wurde. Ärgerlich, wenn man das Hotel gebucht hat und dann ohne Visum dasteht. Vielleicht gibt es mit viel Eigeninitiave was günstiges vor Ort. Das Risiko wollte ich aber nicht eingehen. Immerhin liegt das Pro-Kopf-Einkommen Macaos über dem der Schweiz (zumindest lag es dort vor ein paar Jahren). In den Kasinos wird ein vielfaches an Geld gelassen wie in Las Vegas.
Die Fahrtzeit von Hongkong nach Macao mit der Privatsfähre beträgt eine knappe Stunde.

touristisches highlight: portugiesiche Altstadt

getrocknete Fleischplatten

Kanonenkuscheln. Extreme Kindheit, oder Hoffnung auf bessere Zeiten?

Macao ist Halb-Hongkong

Aber es besteht Hoffnung: Die Kanonen sind auf die Kasinos gerichtet
außerhalb des touristischen Zentrums ist Macao aber doch etwas günstiger als Hongkong: Wasser ist schon für 5 Mop zu haben (etwa 60 Cent). Und auch die Preise für Essen liegen etwas darunter.

Na dann, auf wiedelsehen
kleiner Nachtrag:
jetzt geht es weiter auf die Philippinen. Bei der Recherche nach schönen Tauch-oder Schnorchelplätzen bin ich wieder auf das Problem gestoßen, das ich schon in Indonesien an einigen Stellen erlebt habe: Innerhalb kürzester Zeit mutiert ein artenreicher Tauchspot zum Unterwasserfriedhof. Ein Grund ist immer noch das Fischen mit Cyanid. Ein Gift, das auch in den USA zur Vollstreckung der Todesstrafe angewandt wird. Besonders viel davon wird gebraucht um größere Fische, wie den Napoleon-Fisch zu betäuben. Drumherum stirbt alles ab und der große Fisch geht ins Nobel-Restaurant. Er muss besondere Qualen durchstehen, um vor den Augen des hunderte Dollar zahlenden Gastes lebend im Kochtopf zu verschwinden. Besonders abgesehen hat es der Gast auf die Lippen der Fische. Diese sollen als Aphrodisiakum dienen (gegessen…). Der Napoleon-Fisch ist u.a. einer der wenigen Fressfeinde des Dornenkronenseesterns. Dieser vermehrt sich mittlerweile unaufhaltsam und schafft es innerhalb von ein paar Monaten ein ganzes Riff zu zerstören. Auch das Riff, welches ich in Indonesien betauchen wollte, war kurz zuvor davon befallen. Im Jahr davor wurden massenhaft Napoleons dort rausgefischt, weil die Nachfrage reicher Asiaten immer gößer wurde. Hauptabnehmer Hongkong, gefolgt von Singapur…
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